Akte Lorenz K.

So brisant wird Prozess gegen Wiens Terror-Teenie

Österreich
03.04.2018 08:48

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen startet am Mittwoch am Wiener Landesgericht für Strafsachen der brisante Terrorprozess gegen jenen heute 19-Jährigen, der einen zwölfjährigen Deutschen zu einem Selbstmordanschlag angestiftet haben soll. Der Prozess gegen Lorenz K. ist für fünf Tage anberaumt. Dabei gilt es unter anderem zu klären, welche Gefahr trotz Absolvierung eines Deradikalisierungsprogramms noch heute von dem Jugendlichen ausgeht ...

Der Anklage zufolge soll der 19-Jährige im Herbst 2016 einem damals zwölf Jahre alten deutschen Buben, den er über das Internet kennengelernt hatte, eine Anleitung zum Herstellen einer Bombe geschickt haben, wobei er sich als „Terroristen-Chefkoch“ bezeichnete. Er soll dem Strafunmündigen vorgegeben haben, den Anschlag auf einem Weihnachtsmarkt und nicht - wie der Bub ursprünglich beabsichtigt hatte - in einer Kirche zu verüben.

Der Zwölfjährige marschierte daraufhin am 26. November 2016 mit einer selbst fabrizierten, in einer Umhängetasche verborgenen Bombe auf einen rund 900 Meter vom Ludwigshafener Rathaus-Center entfernt gelegenen Weihnachtsmarkt. Bis zuletzt soll ihn sein Wiener Gesprächspartner bestärkt haben. „Zieh ‘ne fette Jacke an ... Dann geh hinter eine Hütte und zünde an und lauf vor“, hieß es etwa in einer WhatsApp-Nachricht an den Buben.

Weil es nicht krachte, deponierte der Zwölfjährige den Sprengsatz hinter einem Gebüsch, wo er am 3. Dezember 2016 von der Polizei gefunden wurde. Die Bombe wurde von einem Gutachter untersucht und für funktionstüchtig befunden. Am 20. Jänner klickten schließlich in Wien-Favoriten für Lorenz K. die Handschellen.

In Haft zum Islam konvertiert
Der Wiener, dessen Eltern aus Albanien stammen - sie besitzen seit Längerem die österreichische Staatsbürgerschaft und sind eigenen Angaben zufolge Atheisten -, war ohne religiöse Berührungspunkte aufgewachsen. Ausgerechnet während eines Gefängnisaufenthalts - er wurde als 16-Jähriger wegen schweren Raubes zu 29 Monaten teilbedingter Haft verurteilt - fand er in der Justizanstalt Wiener Neustadt zum Islam. Er konvertierte, nannte sich fortan „Sabur Ibn Gharib“ und besuchte nach seiner Haftentlassung regelmäßig verschiedene Moscheen, wo er sich in kurzer Zeit radikalisierte.

Seit 14 Monaten sitzt der mittlerweile 19-Jährige nun in U-Haft. Dort wurde er einem Deradikalisierungsprogramm unterzogen. Seitens der Justizanstalt werden ihm jedoch weiterhin Radikalisierungstendenzen bescheinigt. In einem schriftlichen Bericht wird vermerkt, der Bursch würde Mitgefangene beeinflussen und zum Islam bekehren wollen. Diese hätten aufgrund dessen teilweise bereits ihr Äußeres verändert. Der Anwalt des 19-Jährigen, Wolfgang Blaschitz, will davon jedoch nichts wissen.

Im Prozess am Mittwoch wird Lorenz K. den Vorwurf, den Zwölfjährigen zu einem Selbstmordanschlag angestiftet zu haben, bestreiten. Der deutsche Jugendliche wird mittels einer Videokonferenz befragt werden. Eigene Anschlagspläne habe der 19-Jährige sieben bis acht Wochen vor seiner Festnahme aufgegeben. Lediglich die Mitgliedschaft zum IS dürfte der Angeklagte im Prozess nicht abstreiten. Im Falle einer Verurteilung drohen Lorenz K. bis zu 15 Jahre Haft.

Richter und Staatsanwälte wollen anonym bleiben
Das öffentliche Interesse an dem Fall ist enorm, ebenso aber augenscheinlich auch das Sicherheitsrisiko für die damit befassten Richter und Staatsanwälte: Sie wollen anonym bleiben. Im gesamten Gerichtsgebäude herrscht ein Film- und Fotografierverbot. krone.at wird berichten.

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