Der mutmaßliche Entführer aus Vorarlberg ist 38 Jahre alt und stammt ursprünglich aus dem Kosovo, derzeit ist er staatenlos. Er wohnt bereits seit längerer Zeit im Rheintal, wie der Vorarlberger Sicherheitsdirektor Hans-Peter Ludescher am Mittwochabend in Saalfelden bestätigte.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft im bayerischen Kempten stellte sich der 38-Jährige selbst der Polizei. Der Mann habe seine Beteiligung an der Entführung gestanden und "die Tatbeiträge seiner noch unbekannten Komplizen" beschrieben. Ludescher bestätigte das nicht. Der 38-Jährige sei im Wege der Amtshilfe für die Kemptener Staatsanwaltschaft einvernommen worden. Er befinde sich aber nicht in Haft.
Noch weitere Täter beteiligt?
Der Verdächtige, für den die Unschuldsvermutung gilt, soll Dieter K. gemeinsam mit zwei Komplizen nach Frankreich gebracht und dort gefesselt vor einem Gericht abgelegt haben. Die beiden Mittäter stammen möglicherweise aus Frankreich und Russland. Derzeit ermitteln die Behörden im deutschen Kempten, ob noch weitere Personen an dem Coup beteiligt waren.
Am Dienstag hatte Andre Bamberski kurz vor Mitternacht vor Journalisten zugegeben, dass er vor eineinhalb Wochen einen Mann in der Nähe von München getroffen und mit ihm ausgemacht habe, dass dieser den Arzt Dieter K. ins elsässische Mülhausen entführen solle. Dieter K. war 1995 in Frankreich wegen der Tötung von Bamberskis Tochter Kalinka zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Die deutschen Behörden lehnten eine Auslieferung jedoch ab, weil sie die Beweislage nicht für eindeutig hiellten.
Gericht ordnet Inhaftierung an
Am Mittwochabend ordnete ein Gericht die Infhaftierung von Dieter K. an. Die französische Justiz habe dies mit Blick auf einen möglichen Prozess gegen seinen Mandanten mit Fluchtgefahr nach Deutschland begründet, sagte der Anwalt des Arztes am Donnerstag. Gegen Andre Bamberski wurde ein Ermittlungsverfahren wegen gemeinschaftlicher Entführung, Freiheitsberaubung sowie Körperverletzung eingeleitet. Er darf Frankreich nicht verlassen und musste 19.000 Euro als Kaution hinterlegen.
"Behörden haben nichts getan"
Bamberski ist davon überzeugt, dass K. seine Tochter Kalinka 1982 eine tödliche Spritze verabreichte und die 14-Jährige dann vergewaltigen wollte. "Die französischen Behörden haben überhaupt nichts getan, um die Auslieferung zu erwirken", rechtfertigte Bamberski nun die Entführung des deutschen Arztes nach Frankreich. Da das Urteil 2015 verjähre, habe er befürchtet, dass K. ungestraft davonkomme.
Arzt-Zulassung wegen Vergewaltigung verloren
Der deutsche Kardiologe hatte seine Zulassung als Arzt in Deutschland 1997 wegen sexuellen Missbrauchs verloren. Das Landgericht Kempten befand ihn für schuldig, eine 16-jährige Patientin unter Narkose vergewaltigt zu haben. Er bekam dafür zwei Jahre Haft auf Bewährung. Vor zwei Jahren verurteilte ihn das Landgericht Coburg wegen Betrugs zu zwei Jahren und vier Monaten Gefängnis, weil er seinen Beruf illegal weiter ausgeübt hatte.
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