Er kämpfte sich zurück

Unfall verändert das ganze Leben

Salzburg
21.03.2018 09:30

Die Zeit rund um Ostern macht Thomas Prodinger aus Tamsweg immer nachdenklich: Denn vor 24 Jahren verunglückte er schwer. Sein Leben hing an einem seidenen Faden. Der erfolgreiche Judo-Sportler überlebte, doch nichts war mehr wie vorher. Er musste den Sport aufgeben, man wollte ihn schon in Frühpension schicken.

Wenn man Thomas Prodinger über sein Schicksal sprechen hört, ist da keine Bitterkeit. Das ist schwer zu begreifen, nachdem was ihm widerfahren ist. Prodinger war als junger Mann Judo-Sportler, 1984 und 1988 war er sogar Staatsmeister. Der Sport bedeutete ihm alles.

Doch dann kam der April 1994. Prodinger, damals 25, war mit seinem Auto auf dem Heimweg. Es war wie in einer Winternacht – vereiste Fahrbahnen, schlechte Sicht. Er kam gegen 23 Uhr von der Straße ab, der Wagen überschlug sich und stürzte in einen Graben ab.

Prodinger wurde schwerst verletzt. Zehn Stunden lag er regungslos im Wrack und drohte zu verbluten. Erst in den Morgenstunden wurden der Pkw und der Verletzte entdeckt. Damals gab ihm keiner eine Chance. Doch seine körperliche Fitness zum Unfallzeitpunkt sicherte ihm das Überleben. Prodinger lag teilweise im Koma. Zwei Monate lang sah er nichts als Ärzte und Schwestern. Danach ging es langsam bergauf.

„Ich musste alles neu lernen, schreiben, gehen, lesen, reden“, schildert der Lungauer. An Sport war nicht mehr zu denken. Auch in seinen Beruf als gelernter Tischler konnte er nicht zurück. Viele Reha-Aufenthalte und zwei Jahre später war es zumindest so weit, dass Prodinger wieder an eine Arbeit denken konnte. „Ich wollte nicht von anderen abhängen. Aber beim AMS haben sie mir wenig Hoffnung gemacht.“ Prodinger konnte anfangs bei der Post arbeiten. „Danach wollten sie mich schon in Frühpension schicken“, erzählt der Lungauer. Doch er gab nicht auf. Prodinger entdeckte einen Imbiss für sich, pachtete einen Grund und arbeitete so fleißig, dass er wieder auf eigenen Beinen stehen konnte. „Nach acht Jahren konnte ich den Grund kaufen und eine neue Imbisshütte errichten.“ Prodingers Bosna werden zu Recht als die Besten im Lungau bezeichnet. Immerhin bereitet er sie mit Liebe und den richtigen Zutaten zu. Und auch das einfache Paar Frankfurter wird in Onkel Tom’s Hütte, wie er sein Refugium nennt, gerne verzehrt.

Sportlich ist Prodinger ebenso wieder unterwegs. „Mit dem Judo musste ich aufhören, aber Skifahren und Wandern ist auch nicht schlecht.“ Einer von Prodingers besten Freunden, der Lungauer Kraftsportler Franz Müllner, stand immer hinter ihm. „Wir haben schon in der Jugend gemeinsam Kraftsport und Judo gemacht. Nach dem Unfall hat sich an der Freundschaft nichts geändert. “Wir sind nach wie vor Kumpels, weil wir beide wilde Hunde sind."

Und Müllner bewundert Prodingers mentale Kraft, mit der er in ein zufriedenes und erfülltes Leben zurück fand.

Manuela Kappes
Manuela Kappes
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