Experten warnen:

Am Gletscher hängt das Leben am Seil

Tirol
06.03.2018 09:12

Zwei Personen stürzten am vergangenen Wochenende unabhängig voneinander in eine Gletscherspalte – wie durch ein Wunder haben beide unverletzt überlebt. Das sei extrem selten, sagen Fachmänner, denn derartige Stürze sind höchst gefährlich. Aber wie entstehen Gletscherspalten überhaupt und kann man sie erkennen und somit umgehen? Die „Krone“ hat mit Experten gesprochen.

Am Samstag stürzte ein 39-jähriger Brite am Pitztaler Gletscher rund acht Meter in eine Spalte. Am Sonntag ereilte einen 26-jährigen deutschen Tourengeher am Großvenediger in Osttirol das gleiche Schicksal – er stürzte rund 15 Meter in die Tiefe. Der Brite hatte die gesicherte Piste verlassen. Der deutsche Wintersportler verzichtete auf ein Seil. Eine Tatsache, die eine elementare Rolle spielt – denn mit Seil könnten derartige Unfälle vermieden werden, ist sich Peter Veider, Geschäftsführer der Bergrettung Tirol, sicher.

Seile retten Leben
Obwohl Seile Leben retten, ist die „Anseil“-Moral auf den heimischen Bergen gering, dabei wäre die Herangehensweise laut Veider eigentlich simpel: „Sobald man auf einen Gletscher geht, gehört das Seil dazu wie der Helm beim Skifahren.“ Vorbilder dahingehend gebe es: „Auch wenn das manch einer vielleicht nicht hören will, aber die Franzosen und Schweizer haben eine viel höhere ,Anseil’–Moral, als Österreicher oder Deutsche – sie sind große Gletscher samt Spalten eher gewöhnt als die heimischen Tourengeher.“

Entstehung der Spalten
Aber wie entstehen die Risse überhaupt und kann man sie erkennen und somit umgehen? Wolfgang Gurgiser von der Universität Innsbruck erklärt: „Das Eis auf den Gletschern ist in Bewegung, so entsteht Spannung. Wird diese zu groß, reißt das Eis, es entstehen Spalten.“  Zurückzuführen ist das aber nicht unmittelbar auf starke oder weniger starke Winter, sondern auf die Geschwindigkeit, mit der sich das Eis bewegt. „An Übergängen zwischen flachen und steilen Stellen kommt es zu Geschwindigkeitsunterschieden – dort treten Spalten häufig auf.“

Kein Erkennen möglich
Heißt: Gerade da sollte man vorsichtig sein, denn eine Schneebrücke zu erkennen ist schwierig – auch für geübte Augen: „Hat es frisch geschneit, ist es so gut wie unmöglich zu sehen, wo eine Spalte liegt“, sagt einer, der es wissen muss: Hermann Spiegl stürzte selbst 15 Meter tief in eine Spalte und hat schwer verletzt überlebt.

Anna Haselwanter
Anna Haselwanter
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