05.03.2018 07:10 |

Übung am Hochkönig

Wo Bergretter in die Höhe gehen

Großübung  am Hochkönig: 70 Bergretter aus dem Pongau trainierten den Ernstfall beim Matrashaus. Und es war eine ganz spezielle Übung: Normalerweise herrscht über dem Hochkönig Flugverbot – der Probeeinsatz war daher auch für die Bundesheer-Piloten etwas Besonders.

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Ein lautes und dumpfes Geräusch der Helikopter-Rotorblätter, Bergretter Estolf Müller schützt seine Hündin Smelia vor dem eisigen Wind und dem aufgewirbelten Schnee, der wie tausend Nadelstiche jede nicht geschützte  Stelle des Körpers bearbeitet. Der Heli schwebt knapp über dem Boden und kreist wieder ab  um die nächsten Retter aus dem Tal aufs Matrashaus auf 2941 Meter am Hochkönig zu fliegen.   Die Bergretter treffen sich am Sammelpunkt, besprechen  die Lage.

Es war der Beginn der Großübung  am Samstag  der Bergrettung Pongau Nord. Eine ganz besondere: „Normalerweise herrscht am Hochkönig Flugverbot. Daher war es auch für die Piloten wichtig, wieder einmal in dem Gebiet zu fliegen. Das müssen sie ja im realen Einsatz dann ebenso“, sagt  Bezirksleiter-Vize Richard Freicham. Auch die jungen Lawinen-Hunde machen bei den Flügen wichtige Erfahrungen.

Wie notwendig ein Heli bei der Bergung ist, zeigt der Hochkönig schön. Eine Rettung aus dem Gipfelgebiet dauert mit der Trage mehr als fünf Stunden. Der Heli benötigt gerade einmal ein paar Minuten hinab ins Tal. „Ein Übung in dieser Größenordnung führen  wir in etwa alle fünf Jahre durch“, erklärt Einsatzleiter Peter Gamsjäger von der Ortsstelle Mühlbach.  Die Hälfte der 150 Retter aus den Ortsstellen Mühlbach, Werfen, Bischofshofen, Sankt Johann und Dienten nehmen an dem zweitägigen Kurs mit dem Ausgangspunkt am Arthurhaus in Mühlbach teil. Gamsjäger: „Am ersten Tag wurden nach den Heli-Anlandungen  die wichtigsten Rettungsmaßnahmen wie Sondieren, Suche mit dem Lawinenverschüttetensuchgerät und Bergung im Stationenbetrieb geübt. Am Sonntag folgte die Lawinenübung mit sechs Verschütteten, welche super gelaufen ist.“  Alle sechs „Opfer“ werden rasch geborgen, versorgt und sicher ins Tal gebracht.
Auch das gegenseitige Kennenlernen der Einsatzkräfte ist   wichtiger Bestandteil – im Ernstfall müssen sich alle  hundertprozentig Vertrauen können. Da der Hochkönig  exponiert ist, benötigt die Bergrettung immer zahlreiche Leute, um das Gebiet abzusuchen.

80 Prozent aller Notrufe gehen auf Fahrlässigkeit zurück. „Gute Tourenplanung beinhaltet  die Wetterverhältnisse, die Route selbst, Schneeverhältnisse, Selbsteinschätzung und die passende Ausrüstung“, weiß  Gamsjäger. Problematisch sieht er den Trend zu immer leichterem Equipment: „Oft nehmen die Sportler einfach zu wenig mit, um Gewicht zu sparen. Dann bekommen sie zum Beispiel bei wechselndem Wetter Probleme.“

Alle Bergretter engagieren sich ehrenamtlich, bekommen keine Bezahlung. Wäre es nicht so, hätte alleine die Übung  zirka 20.000 Euro  gekostet. Ein  Appell der Alpin-Helfer: „Wenn jemand Hilfe benötigt, soll er rechtzeitig den Notruf wählen! Bei Tageslicht ist die Rettung einfacher und ungefährlicher für die Helfer.“

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