Olympia-Interview

Veith: „Noch einmal Gold wäre das Unglaublichste!“

Sport
02.02.2018 10:26

Mit der „Krone“ spricht Anna Veith vor ihren dritten Olympischen Spielen über ihren Schock in Vancouver, ihr großes Glück in Sotschi und wie ihr die schönste Medaille auf ihrem harten Leidensweg geholfen hat.

„Krone“:Fahnenträgerin bei der Eröffnung – was bedeutet dir das?
Anna Veith: Sehr viel. Kurz war ich ja überrascht, habe aber sofort zugesagt. Es ist eine Riesenehre und echt cool, vorne mit der Fahne zu gehen. Für das Team und für das Land. Das macht mich schon sehr stolz.

Auch wenn du früher nach Korea fliegen musst?
Ich wäre sowieso so früh gereist. Erstens, um mich zu akklimatisieren. Und zweitens, weil ich den Riesentorlauf fahren darf, sagte man mir.

Die Goldene von Sotschi ist deine Lieblings-Medaille?
Sie schaut am schönsten aus und ist ein Einzelstück. Da ist ein echter Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Ein Olympiasieg ist für einen Sportler einfach das Höchste der Gefühle. Und der Moment, als ich dann Gold umgehängt bekommen habe, der ist ganz tief in mir drinnen.

Wie sehr hat dir Olympia-Gold auf deinem Leidensweg geholfen?
Gerade in letzter Zeit ist mir wieder bewusst geworden, dass der Sieg in Sotschi der Startschuss für mich war. Eine echte Befreiung vom großen Druck. Danach bin ich ja richtig warm geworden: Gesamt-Weltcup, WM-Medaillen. Nach der Verletzung hat das angetrieben. Da wusste ich immer, warum ich mich quäle. Olympia-Gold hat mich am meisten geprägt.

Wie groß ist jetzt dein Traum?
Wieder sehr groß. Durch die Verletzung habe ich überhaupt wieder mehr zu träumen begonnen. Von einem neuen Ziel, das weit weg war. Jetzt fahre ich wieder zu Olympia, ich habe es geschafft. Da bin ich sehr froh darüber. Doch die Träume gehen weiter. Und noch einmal Gold zu holen, wäre das Unglaublichste. Aus so einem Loch wieder rauszukommen, zählt für mich mehr, als sein Niveau länger konstant zu halten.

Es wäre historisch. Olympisches Super-G-Gold hat noch keine Dame verteidigt.
Na, dann spricht die Statistik nicht für mich. Aber in Beaver Creek hab ich’s auch geschafft. WM-Gold nach Olympia-Gold, da war ich auch die Erste – allerdings in der Form meines Lebens.

Michaela Kirchgasser war in Sotschi deine Zimmerpartnerin – wie sehr wird sie dir fehlen?
Das tut mir extrem leid. Ohne die Michi wird es halb so schön. Wir waren immer zusammen, haben viel erlebt. Sehr, sehr schade.

Du warst ja nicht immer Fan von Olympia, oder?
Vancouver war eine Katastrophe. Kompliziert, anstrengend. Das hat mich geschockt. In Sotschi war ich dann gewappnet. Da wusste ich bereits, dass es sehr speziell wird. Und da muss man im Kopf stark sein.

Wenn du deinem ehemaligen Schulkollegen Marcel Hirscher zusiehst, wie er Sieg um Sieg holt, kommt da Wehmut auf wegen deiner Verletzung?
Ich bewundere Marcel sehr. Was er leistet, ist schon fast unmenschlich. Aber stimmt: Ich habe mir oft gedacht, warum passiert mir die Verletzung gerade zu dem Zeitpunkt? Vielleicht habe ich meinem Körper damals zu viel geraubt. Ich musste vor allem eines lernen: Geduld. Und erst nach der zweiten Operation konnte ich richtig akzeptieren, dass ich so ein Niveau nicht einfach wieder herzaubern kann. Es war ein Reifeprozess. Und jetzt kann ich das Leben als Skifahrerin genießen.

Georg Fraisl, Kronen Zeitung

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(Bild: KMM)



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