Prozess nach Attacke

Bürgermeister: „Hatte mit dem Leben abgeschlossen“

Österreich
29.01.2018 13:24

Völlig ausgerastet ist ein 41-Jähriger Anfang September in einem oberösterreichischen Gemeindeamt: Weil er sich eingebildet hatte, dass der Bürgermeister von Dimbach im Mühlviertel ihn verunglimpfe, attackierte er den Ortschef mit Reizgas und bedrohte ihn zudem mit einem Messer sowie einer Gaspistole. Auf den Amtsleiter stach der Mann sogar ein und verletzte ihn schwer. Am Montag startete der Prozess gegen den Beschuldigten. Laut Gutachten ist er weder zurechnungs- noch schuldfähig. Es wurde vertagt.

Hintergrund der Tat ist, dass der Betroffene offenbar überzeugt war, der Mühlviertler Bürgermeister rede schlecht über ihn, rufe bei Firmen und Ämtern an und erwirke, dass er gekündigt und gepfändet werde. Grund sei, dass der Ortschef der Wahlonkel einer Ex-Freundin von ihm sei. Am Montag räumte er ein, dass er sich das aufgrund einer psychischen Erkrankung eingebildet habe: "Der hat im Prinzip überhaupt nichts gemacht, und ich habe ihn attackiert für nichts und wieder nichts."

"Du gehörst weg"
Am 6. September ging der Mann laut Anklage in das Gemeindeamt und besprühte ein Lehrmädchen sowie den Bürgermeister mit Pfefferspray. Anschließend setzte er dem Ortschef eine halb geladene Gaspistole auf die Brust und bedrohte ihn mit einem Messer. Dann soll er gesagt haben: "Du gehörst weg." Diesen Satz leugnet der Angeklagte allerdings, auch will er die Waffe mit dem Lauf nach unten gehalten habe - aus Angst, dass der Ortschef merkt, dass sie nicht echt sei. Der Kommunalpolitiker schilderte am Montag vor Gericht, dass er große Angst gehabt habe: "Ich habe mit meinem Leben abgeschlossen gehabt."

Der Amtsleiter kam seinem Chef zu Hilfe und versuchte, den Angreifer von diesem wegzuziehen. Es kam zu einem Gerangel, im Zuge dessen der Beamte eine schwere Stichwunde am Arm und mehrere kleinere Verletzungen erlitt. Der Angeklagte will nicht absichtlich auf ihn eingestochen haben und behauptet, die Verletzungen seien wohl im Gerangel entstanden.

41-Jähriger will sich entschuldigen
Der 41-Jährige, der nach der Tat geflüchtet war und sich wenig später bei der Polizei in Niederösterreich gestellt hatte, sagte, er wolle alle drei betroffenen Gemeindemitarbeiter um Entschuldigung bitten. Gelegenheit dazu bekam er aber nicht, da zwei Opfer in seiner Abwesenheit vernommen wurden, der Amtsleiter war krankgemeldet.

Die psychiatrische Sachverständige Adelheid Kastner kommt zu dem Schluss, dass der Niederösterreicher an einer wahnhaften Störung leidet. Diese sei hirnorganisch bedingt, die Ursache unklar. Möglicherweise resultiere die Krankheit aus einem schweren Verkehrsunfall. Der Angeklagte sei zum Tatzeitpunkt nicht dispositions- und diskretionsfähig gewesen und ohne Behandlung bestehe die Gefahr, dass er weitere Straftaten begehe. Ihr Gutachten im Detail ausführen soll sie erst in einigen Wochen.

Da der Amtsleiter als wesentlicher Zeuge am Montag fehlte, wurde die Verhandlung auf 21. Februar vertagt. Dann soll auch über den Unterbringungsantrag der Staatsanwaltschaft, der mit den Anlassdelikten der gefährlichen Drohung und der schweren Körperverletzung begründet wird, entschieden werden.

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