Feuerpause erbeten

Wird Erdogans Krieg zur blutigen Niederlage?

Ausland
24.01.2018 14:12

Die Türkei geht seit vergangenem Wochenende im Norden Syriens gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG mit Bomben und Panzern vor. Wie ein Nahostexperte nun auf Twitter meinte, könnte Präsident Recep Tayyip Erdogan die Stärke seines Militärs mit dieser Offensive allerdings überschätzt haben: Die Kurden sollen bereits Hunderte türkische Soldaten in ihrer Gewalt haben. Erdogan soll sogar um eine Feuerpause gebeten haben.

Bei der "Operation Olivenzweig" geht Erdogan erbittert gegen die YPG vor, die die Türkei als syrischen Ableger der verbotenen PKK sieht. Bodentruppen marschierten in die von kurdischen Milizen kontrollierte Region Afrin im Nordwesten Syriens ein. Erdogan will dort eine 30 Kilometer breite Sicherheitszone errichten. Am Mittwoch drohte er mit unverminderter Härte, sein Land werde "die Spielchen an ihrer Grenze durchkreuzen".

Experte: Feuerpause erbeten, um Leichen zu bergen
Doch ob es um die Überlegenheit des Angreifers wirklich so gut bestellt ist, daran hat Terrorexperte Tobias Huch ernste Zweifel. Er berichtet, dass sich bereits 150 türkische Soldaten in der Gewalt der YPG befänden. "Die Türkei hat um eine Feuerpause gebeten, damit Leichen gefallener Soldaten abgeholt werden können", so der Journalist auf Twitter. Er beruft sich dabei auf eine "verlässliche Quelle" bei der YPG.

In seinem nächsten Tweet geht er sogar noch einen Schritt weiter und fragt, warum es eine der größten Armeen der Welt nicht schafft, "ein paar läppische kurdische Dörfer in Nordsyrien" einzunehmen.

Kurden erhalten Unterstützung aus dem Westen
Unterstützung erhalten die kurdischen Kämpfer von Freiwilligen aus den USA, Großbritannien und Deutschland, berichteten die oppositionellen "Syrischen Demokratischen Streitkräfte" (SDF) am Mittwoch. "Dutzende" westliche Kämpfer, die bisher im Einsatz gegen den "Islamischen Staat" (IS) gewesen seien, seien in die Region Afrin gekommen. "Es war der Wunsch eines Teils der ausländischen Kämpfer, die in Rakka gekämpft haben und die in Deir al-Zor kämpfen, nach Afrin zu kommen", sagte der führende SDF-Vertreter Redur Xelil der Nachrichtenagentur Reuters. Die vom Westen im Kampf gegen den IS unterstützten SDF werden von der Kurdenmiliz YPG dominiert, die wiederum von der Türkei als Terrororganisation eingestuft wird.

Im Video: Türkische Luftangriffe auf die syrischen Kurden

"Es handelt sich um Amerikaner, Briten, Deutsche, verschiedene Nationalitäten aus Europa, Asien und Amerika", sagte Xelil. Nach Angaben der russischen Armee wurden bereits 260 kurdische Kämpfer getötet. Xelil bezeichnete die türkischen Angaben als übertrieben und berichtete seinerseits von "Dutzenden" Toten auf der Gegenseite. Zugleich wies er türkische Angaben, wonach in Afrin auch IS-Kämpfer präsent seien, empört zurück. Das sei eine Lüge, um die Weltöffentlichkeit in die Irre zu führen. "Die ganze Welt weiß, dass der IS nicht in Afrin präsent ist", sagte Xelil.

Nach UNO-Schätzungen flohen bereits rund 5000 Menschen aus der kurdischen Enklave Afrin in umliegende Dörfer. Weitere 1000 Menschen seien in Viertel der syrischen Stadt Aleppo vertrieben worden, sagte UNO-Sprecher Stephane Dujarric. Einige Zivilisten sind aus Angst vor türkischen Bombardierungen in Höhlen geflohen.

Tote bei Raketeneinschlag in türkischer Grenzstadt 
Auch auf türkischer Seite gibt es Opfer zu beklagen. Am Mittwoch wurden bei dem Einschag einer Rakete in der Grenzstadt Kilis zwei Menschen getötet und elf weitere Personen verletzt. Das Geschoss aus der Region Afrin traf in Kilis eine Moschee im Stadtzentrum, berichtete eine Korrespondentin der Nachrichtenagentur AFP. Der Nachrichtensender CNN-Türk berichtete, eine zweite Rakete sei 100 Meter entfernt in einem Haus eingeschlagen.

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