Blick ins Gehirn

Grazer Forscher machen Geistesblitze sichtbar

Wissenschaft
17.01.2018 11:21

Kreative Lösungen auf anstehende Probleme zu finden, spielt in zahlreichen Lebenssituationen eine wichtige Rolle. Tatsächlich man aber noch nicht wirklich gut Bescheid darüber, was im Gehirn beim kreativen Denken vor sich geht. Grazer Forscher haben ein neues neurowissenschaftliches Verfahren zur Vorhersage von sogenannten Geistesblitzen entwickelt. Sie können anhand der Hirnströme vorhersagen, ob ein Mensch eine kreative Begabung besitzt oder nicht.

Was sich im Gehirn abspielt, wenn Personen als Lösung einer Aufgabe neuartige, originelle Ideen hervorbringen, das haben unter anderem die Kreativitätsforscher Andreas Fink und Mathias Benedek am Institut für Psychologie der Universität Graz herauszufinden versucht. Sie haben zuletzt an einer Studie mitgearbeitet, die aufzeigt, wie über die Auswertung von Gehirnaktivierungsmuster eine Vorhersage der individuellen menschlicher Kreativität möglich wird. Damit könnte das jeweilige Kreativitätspotenzial erkannt und möglicherweise auch noch gefördert werden.

Es gibt nicht "die eine" kreative Gehirnregion
Mit modernsten Methoden wie beispielsweise funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) versuchen Forscher das Funktionieren des komplizierten "Schaltplans" des menschlichen Gehirns, das sogenannte Konnektom, aufzuschlüsseln. Denn das menschliche Gehirn besteht zwar aus spezialisierten Regionen, doch zur effizienten Informationsverarbeitung ziehen mehrere Regionen an einem Strang. "Die eine kreative Region im Gehirn gibt es nicht", wie der Psychologe und Neurowissenschafter Fink im Gespräch betonte.

An der Uni Graz werden seit rund einem Jahrzehnt entsprechende neurophysiologische Messungen durchgeführt. "Wir wissen durch unsere langjährigen Studien, dass sich kreatives Denken nicht nur in der Aktivierung bestimmter Gehirnregionen widerspiegelt, sondern insbesondere auch in der Art, wie große Gehirnnetzwerke interagieren", führte Benedek aus. In Kooperation mit Kollegen von u.a. der Harvard University in den USA sowie aus China sind die Grazer Forscher mithilfe des sogenannten Connectome-based predictive modeling (CPM), das auf fMRT-Daten basiert, den Vorgängen im Gehirn auf der Spur.

Charakterisches Zusammenspiel von Netzwerken
Wie die jüngste Studie zeigte, interagieren beim kreativen Denken Netzwerke, die sonst eher unabhängig sind oder sogar gegenläufige Aufgaben haben. Insgesamt wurden die internationalen Daten von 163 Testpersonen, die sich in die MRT-Röhre legten und dabei eine einfache alltägliche Kreativitätsaufgabe zu lösen hatten, ausgewertet - unter ihnen auch Daten von Grazer Probanden. So habe sich im Vergleich von einander unabhängigen Datensätzen ein charakteristisches Zusammenspiel von Netzwerken gezeigt, wenn besonders kreative Lösungen gefragt waren.

Diese Netzwerke spielen zum einen im Zusammenhang mit Tagträumen und Ruhezuständen eine Rolle, aber auch mit starken Kontroll- und Gedächtnisfunktionen. Bei kreativen Personen war die Interaktion zwischen diesen Netzwerken so ausgeprägt, dass sogar eine Vorhersage von individuellem Unterschied in der Kreativität möglich ist", schilderte Benedek. Weiters habe sich gezeigt, dass bei den besonders kreativen Probanden auch im Ruhezustand charakteristische funktionelle Netzwerke miteinander interagierten. "Das Tolle an der vorliegenden Studie ist, dass sich dieses Zusammenspiel über die Labors und Arbeitsgruppen hinweg bestätigt hat", freute sich Fink über die Studienergebnisse.

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