Bio-Rinder und Co.

Das neue Leben des Weltbürgers Frank Stronach

Österreich
27.12.2017 06:57

Wer glaubt, über Frank Stronach ist eh schon alles geschrieben worden, der irrt: Okay, reichster Auslandssteirer (geschätztes Vermögen: 1,4 Milliarden Euro), Fußball- und Pferdenarr, Gründer des größten Autozulieferers der Welt, Magna, Umsatz: 35 Milliarden Dollar (knapp 30 Milliarden Euro), 152.000 (!) Mitarbeiter, das ist beeindruckend. Aber, wie gesagt, die Fakten kennt man. Doch der beinah' jungenhaft daherkommende 85er - Pensionist spielen ist so gar nicht seins - hat noch andere, große Pläne. Der "Steirerkrone" erzählt Stronach, was ihn antreibt, neue Projekte, fernab der Autoindustrie, anzugehen.

"Hi, ich bin der Frank, fein, dass da seid's"- herzliches Steirisch-Englisch zur Begrüßung. Keine Allüren, kein Milliardärs-Getue, kein bisserl Arroganz - geerdet, bodenständig, das ist der erste Eindruck. Und dann ist da der zweite - die unglaubliche Energie des gebürtigen Weizers, der Mann ist immerhin gerade 85 geworden. Als ob er die Welt z'reißen möchte ...

Und das tut er auch, auf seine Weise. Frank Stronach hat die Welt des Biologischen für sich entdeckt. Biolebensmittel vor allem, und in erster Linie Biofleisch. Auf 400.000 Hektar, das sind unvorstellbare vier Milliarden Quadratmeter (1000 Kilometer Zaun mussten gebaut werden, damit die Viecher nicht davonrennen), lässt der Milliardär bis zu 30.000 Tiere grasen. Aktuell sind es 20.000, die es sich in Marion County im Norden des Sonnenschein-Staates Florida bei Ocala auf den riesigen Weiden schmecken lassen.

"Keine Chemie, nur feines Gras"
Hormone, Antibiotika? "Na, nix, das kommt überhaupt nicht infrage. Keine Chemie, nur feines Gras. Und ich will auch nicht, dass den Tieren Schmerzen zugefügt oder gar, dass sie unter Stress geschlachtet werden. Das ist nicht das Konzept." Das Schlachthaus ist wirklich unglaublich, so sauber, dass man vom Boden essen könnte.

200 Millionen Euro hat der rüstige Frank in das Wirtschafts-Abenteuer "Adana Springs Ranch" bisher gesteckt. Ob sich das Engagement bezahlt macht? Ob er glaubt, dass die Amerikaner bereit sind, fürs Bio-Steak tiefer in die Tasche zu greifen? "Auf lange Sicht bin ich überzeugt davon, die Leut' denken mehr über ihre Gesundheit nach."

1000 Bio-Supermärkte geplant
Eine Steakhouse-Kette, in der das "Adena Meat" gleich auch gebraten werden sollte, hat Stronach verworfen, er bastelt an einer Supermarktkette - mit Schwerpunkt Bio. Wie viele Läden es werden sollen? "So an die 1000 schon ..." Ja, mit Kleinigkeiten gibt sich der Frank nicht ab.

Und auch seine Leidenschaft, Pferde, steuert einiges zum Wohlergehen des visionären Steirers bei. Fünf Rennplätze betreibt er in den USA. Beim Besuch des "Krone"-Teams am Gulfstream-Course wurden an diesem Tag sieben Millionen Dollar (knapp sechs Millionen Euro) an Wettumsatz gemacht. "20 Prozent davon g'hören mir" - sind auch 1,4 Millionen Dollar (rund 1,2 Millionen Euro) am Tag, und weil's ja fünf Rennplätze sind, kann sich jeder ausrechnen, dass es da Tag für Tag ordentlich klimpert.

Gewaltige Bronzestatue errichtet
Dort, neben dem Rennplatz, wird auch gerade ein Themenpark errichtet, im Zentrum ein 36 Meter hoher Pegasus - Symbol für das Gute auf der Welt, der gegen einen Drachen (das Böse) kämpft. Das Riesending aus Bronze - "stehlen kann's keiner" (Stronach) - wurde in China gegossen, 70 Chinesen haben es dann ein Jahr lang zusammengeschweißt. Dort werden dann im Endausbau noch fünf Hotels und 3000 Appartements stehen.

"Leut' müssen krankenversichert sein"
Abseits des Geschäfts hat der Steirer aber ein Herzensanliegen, das ihn mehr als alles andere antreibt: Wohin geht unsere Gesellschaft, wie können wir sie besser und gerechter machen? Da sind's drei Eckpunkte: "Keiner soll hungern müssen, keine Obdachlosigkeit, und die Leut' müssen krankenversichert sein", sonst verstärken sich die Konflikte.

Zu diesem Thema hat Stronach auch ein Buch geschrieben, das dieser Tage erscheint. Titel: "Die Frage aller Fragen, woher kommen wir, wohin gehen wir?" Und er skizziert darin den Weg in eine bessere Zivilgesellschaft.

Gerhard Felbinger und Christian Jauschowetz, Kronen Zeitung

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