Soldaten geschlagen

Palästinenser feiern 16-Jährige als Heldin

Ausland
26.12.2017 18:45

Eine junge Palästinenserin, die einem israelischen Soldaten vor laufender Kamera ins Gesicht geschlagen hat, wird derzeit in arabischen sozialen Medien als Heldin gefeiert -  und damit zum Gesicht des Konfliktes zwischen Israelis und Palästinensern. Die 16-jährige Ahed Tamimi wurde vor einer Woche gemeinsam mit ihrer Mutter und einer Cousine festgenommen, ein israelisches Militärgericht verlängerte die Haft am Montag um weitere vier Tage.

Das Video entstand Mitte Dezember in dem Dorf Nabi Saleh nahe Ramallah im Westjordanland und verbreitete sich rasend schnell in den sozialen Netzwerken. Die Aufnahmen zeigen, wie sich Tamimi und die beiden anderen Frauen zwei israelischen Soldaten nähern und sie ansprechen. Die Situation wird zunehmend aggressiver, Tamimi tritt und schlägt auf einen der Männer ein, ein Fausthieb trifft ihn im Gesicht. Die beiden bewaffneten Soldaten reagieren aber kaum.

In Israel wurden die Soldaten für ihre zurückhaltende Reaktion gelobt und Tamimi als Provokateurin kritisiert. Arabische Medien berichten wiederum, die Soldaten hätten stundenlang vor Tamimis Wohnhaus patroulliert und die Familie observiert. Die 16-Jährige war in den vergangenen Jahren mehrmals mit ähnlichen Aktionen aufgefallen. 2012 war sie in der Türkei mit dem Hanzala-Preis für Mut ausgezeichnet worden, weil sie nach der Festnahme ihres Bruders Widerstand gegen Soldaten geleistet hatte. Sie traf bei dem Besuch auch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Palästinenser feiern Ahed Tamimi als Heldin
Palästinenser feiern sie als Symbolfigur einer neuen Generation, die sich der seit 50 Jahren andauernden israelischen Besatzung widersetze. Auf sozialen Medien kursierten in den vergangenen Tagen Heldenbilder der 16-Jährigen mit den langen blonden Locken und den blauen Augen. Eines zeigte sie als französische Nationalheldin Jeanne d'Arc, ein anderes neben Stacheldraht und einer Palästinenserflagge.

Die Aktion von Tamimi schlug auch in sozialen Medien der arabischen Welt hohe Wellen. Nutzer lobten die junge Frau auf Twitter oder Facebook und unterstützten sie in ihrem Kampf. Ahed Tamimi sei "die wichtigste Person" des Jahres 2017, schrieb Kommunikationsprofessor Mahmud Jusef von der Universität Kairo. "Ihr Lächeln das süßeste, ihre Haltung die ehrenvollste und die Aktion die edelste."

Familie beteiligte sich immer wieder an Protesten
Die Familie Tamimi ist seit Jahren an wöchentlichen Protesten gegen die israelische Besatzung beteiligt. Es kommt immer wieder zu gewaltsamen Konfrontationen mit Soldaten und israelischen Siedlern. Palästinensische Medien berichteten, ein jugendlicher Angehöriger Tamimis sei kurz vor der Aufnahme des Videos bei Unruhen von einem Hartgummi-Geschoss am Kopf getroffen und schwer verletzt worden.

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