Versteckte Kameras

Welser Firma soll Mitarbeiter bespitzelt haben

Österreich
05.07.2009 18:22
Nun gibt es auch in Österreich den ersten größeren Fall einer möglicherweise rechtswidrigen Mitarbeiterüberwachung. Wie das Nachrichtenmagazin "profil" in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe berichtet, soll die Welser Lack-Firma "Tiger" ihre Mitarbeiter mit versteckten Kameras und rigoroser PC-Überwachung bespitzelt haben. Die Grünen forderten am Sonntag die Staatsanwaltschaft auf, sofort Ermittlungen aufzunehmen.

Die Bespitzelungsaffäre beschränkt sich nicht nur auf die im Jahr 2003 installierten Kameras, so "profil". Auch E-Mails bestimmter Mitarbeiter wurden mitgelesen und das Internetsurfen sowie das Kommen und Gehen genauestens beobachtet. Darüber hinaus sollen die Krankenstände erfragt und dokumentiert worden sein und anschließend Rankings der Mitarbeiter mit den meisten Krankenständen erstellt worden sein.

Versteckte Kameras - Bilder wurden täglich ausgewertet
Als Grund für die versteckten Kameras gab Steiner gegenüber dem Nachrichtenmagazin an, dass damals ein unerklärlicher Materialschwund in der Firma geherrscht hätte. Die Überwachung sei der letzte Schritt gewesen, dies aufzuklären. Kurze Zeit später stellte sich jedoch heraus, dass es sich dabei um einen Buchhaltungsfehler handelte.

"Es ging damals darum, Arbeitsplätze zu sichern", erklärte Steiner. Anschließend seien die Kameras laut Management abmontiert und verkauft worden. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Lackherstellers bestreitet dies jedoch - die Aufzeichnungen seien über Jahre hinweg gelaufen und täglich gesichtet worden.

"Big Brother" soll jedes E-Mail mitgelesen haben
Doch wurden die Mitarbeiter nicht nur per Kameras bespitzelt. So sollen auch die E-Mails bestimmter Mitarbeiter ohne deren Wissen mitgelesen worden sein. Dazu soll eine Verteilerliste erstellt worden sein, bei der jede eingehende Nachricht gleichzeitig an die Geschäftsführung weitergeleitet wurde. Auch dieser Vorwurf wird von der Geschäftsführung nicht bestritten, denn dieser Mitarbeiter hätte laut Steiner versucht, einen Unternehmensteil abzuspalten.

Wie "profil" von Betriebsrat Klaus Wiesinger erfuhr, wurden auch die Krankenstände genauestens protokolliert, abgespeichert und an die Abteilungsleiter verschickt. "Teilweise werden dann ernste Gespräche mit den Betreffenden geführt. Das ist durchaus ein Kriterium, wenn Mitarbeiter abgebaut werden müssen", so Wiesinger. Dazu gibt es ein klares Nein von der Geschäftsführung: "Dass eine Gesundheitsrate errechnet werde, ist ein Indikator für die Unternehmenszufriedenheit und erzeugt positive Energie."

Grüne: "Verstoß gegen Ethik und Gesetze"
Die Grünen forderten am Sonntag in einer Aussendung die Staatsanwaltschaft auf, sofort ihre Ermittlungen aufzunehmen. Die Grüne-Arbeitsmarktsprecherin Ulrike Schwarz: "Dies ist ein Fall, der gegen die Ethik und die Gesetze verstößt. Ich fordere die Staatsanwaltschaft auf, hier sofort aktiv zu werden und die Ermittlungen aufzunehmen. Es ist genauestens zu klären, in welchem Maße hier gegen Datenschutz-, aber auch gegen das Arbeitsverfassungsgesetz verstoßen worden ist." so Schwarz.

Denn eine ständig laufende Videoüberwachung in Büros würden klar die Menschenwürde verletzen. Auch für das Vertrauen der Arbeitnehmer in Oberösterreich sei eine derartige Überprüfung mehr als notwendig. Es müsse klar aufgezeigt werden, dass ein solches Verhalten nicht ungestraft bleibt und auch nicht wieder vorkommt. Darauf müssten sich die Arbeitnehmer verlassen können.

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