"Danke, Brad!"

Wiener holt Darstellerpreis bei Filmfestspielen

Wien
25.05.2009 11:07
Das hätte sich Christoph Waltz (Bild links) vor einigen Monaten wohl nicht träumen lassen. Der gebürtige Wiener spielte den charmanten, hinterhältigen SS-Offizier Hans Landa in Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" mit solcher Bravour, dass sich die internationale Presse vor Lob überschlug und selbst Superstar Brad Pitt (Bild rechts) daneben blass aussah. In Cannes erntete Waltz mit dem renommierten Darstellerpreis die verdienten Früchte seiner Mühe - und bedankte sich in seiner kurzen Rede artig bei Pitt: "Danke, Brad, dass du mir auf Augenhöhe begegnet bist und mir erlaubt hast, dein Partner zu sein."

Schon zuvor hatte der in London und Berlin lebende Theresianum- und Reinhardt-Seminar-Absolvent und Vater von vier Kindern in Tarantino einen vehementen Fürsprecher gefunden: "Er ist ein sprachliches Genie. Ich war nicht sicher, ob ich jemanden wie ihn finden würde, daher war es auch lange ungewiss, ob ich den Film wirklich drehen würde", erzählte der US-Regisseur in Cannes. "Christoph war der einzige, der beim Casting die Gedichte in jeder gewünschten Sprache sprechen konnte. Danach habe ich meinen Produzenten angerufen und gesagt: Wir machen den Film! Ohne Christoph hätte ich den Film nicht gemacht." Waltz antwortete bei der Preisverleihung: "Quentin, du hast mir meine Berufung zurückgegeben."

Alle Hintergründe zu den Filmfestspielen in Cannes: siehe Infobox!

Waltz nimmt "den Film in Besitz und gibt ihn nicht mehr her"
Tatsächlich prägt Waltz den umstrittenen Weltkriegs-Film, in dem am Ende Attentate auf Hitler und andere Nazi-Größen gelingen. Waltz gibt dem von ihm gespielten "Juden-Jäger" vielsprachigen, weltmännischen Charme. Über "Christoph Waltz in seinem tollsten, wortgewaltigsten Wiener Verschlagenheitsmodus", schwärmt etwa die "Süddeutsche Zeitung", "er singt seine betörend gefährlichen Sprachmelodien, sei es nun auf Französisch, Englisch, Österreichisch - oder bei Bedarf sogar auf Italienisch. Er sucht nach versteckten Juden. Vor allem aber nimmt er den Film in Besitz und gibt ihn nicht mehr her."

Ruf eines prägnanten Film-Bösewichts
Christoph Waltz wurde am 4. Oktober 1956 in Wien geboren, seine Eltern sind die Bühnen- und Kostümbildner Johannes Waltz und Elisabeth Urbanic. Er absolvierte das Reinhardt-Seminar und das Lee Strasberg Theatre Institute in New York für Schauspielerei. Nach einem Bühnen-Debüt am Zürcher Schauspielhaus ("Amadeus") und Engagements an verschiedenen Theatern folgten später vor allem zahlreiche Film- und Fernsehrollen. Dabei erarbeitete er sich den Ruf eines prägnanten Film-Bösewichts, der aber auch im komödiantischen Fach brillieren kann. 2000 hatte er mit dem TV-Film "Wenn man sich traut" sein Debüt als Regisseur.

Seine umfangreiche Filmographie umfasst unter anderem die Komödie "Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit", "Du bist nicht allein - Die Roy Black Story", "Der Tanz mit dem Teufel - Die Entführung des Richard Oetker", "Lapislazuli", "Dienstreise - Was für eine Nacht" und "Die Zürcher Verlobung". Dass sich diese Liste in den kommenden Jahren rasch um bedeutende Regisseure und große Rollen erweitern wird, galt schon vor der Preisverleihung als sicher. Mit der Auszeichnung in der Hand steht eine große Karriere wohl nun außer Zweifel. Denn, so formulierte es Michael Haneke, der Waltz seit langem kennt und obendrein "über drei Ecken fast verwandt" mit ihm ist: "Er hatte jetzt eine Riesen-Chance, und die hat er zu 150 Prozent genützt."

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