Bürgerkrieg vorbei

Srilankesische Armee erklärt Kämpfe für beendet

Ausland
18.05.2009 15:42
In Sri Lanka hat das Militär die Kampfhandlungen gegen die tamilischen Rebellen für beendet erklärt. Wie Armeechef Sarath Fonseka am Montag mitteilte, wurden im Kampfgebiet im Norden des Landes die letzten Rebellen geschlagen. Präsident Mahinda Rajapakse bestätigte am Dienstag diese Einschätzung. Das gesamte Territorium sei von den Regierungstruppen eingenommen worden. Zuvor war laut staatlichen Angaben die gesamte Führungsriege der Tamilen-Rebellen getötet worden.

So sei mit dem Chef der Tamilen-Rebellen in Sri Lanka, Velupillai Prabhakaran, auch dessen Stellvertreter Puttu Amman und der Chef der marine-ähnlichen Sea Tigers, Sooai, getötet worden. Bereits zuvor hatte das Verteidigungsministerium den Tod von weiteren hochrangigen LTTE-Anführern mitgeteilt, darunter Prabhakarans Sohn Charles Anthony. Damit ist die gesamte Führungsmannschaft der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) nach mehr als 25 Jahren Bürgerkrieg ausgelöscht worden.

Rebellen-Chef auf Flucht erschossen
Velupillai Prabhakaran sei am Montag auf der Flucht vor den Regierungstruppen erschossen worden, sagte ein hochrangiger Vertreter des Verteidigungsministeriums in Colombo am Montag. Der Anführer der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) habe versucht, in einem Krankenwagen zu fliehen, hieß es. Im Zuge dessen sei er von Soldaten einer Sondereinheit erschossen worden.

Zuletzt hatte es wilde Spekulationen über den Aufenthalt Prabhakarans gegeben. Unter anderem hatte es geheißen, er lebe in einer Unterwasserkapsel vor der Küste Sri Lankas.

Armeechef: "Das ganze Land befreit"
Der Armeechef von Sri Lanka, Generalleutnant Sarath Fonseka, sagte am Montag, die tamilischen Rebellen hätten eine totale Niederlage erlitten. "Wir haben das ganze Land befreit, indem wir den Norden von den Terroristen befreit haben", erklärte er. "Heute haben wir den Auftrag erfüllt, den uns der Präsident gegeben hatte, nämlich das Land von der LTTE zu befreien."

Der LTTE-nahe Internetdienst Tamilnet berichtete, die Rebellen hätten bereits in der Nacht auf Montag das Feuer eingestellt. Alles deute auf ein Massaker der Armee an den LTTE-Anführern hin.

"Schlacht hat ihr bitteres Ende erreicht"
Zuvor hatten die letzten von den Regierungstruppen eingeschlossenen Kämpfer der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) am Sonntag angekündigt, die Waffen niederzulegen. Präsident Mahinda Rajapaksa hatte bereits am Samstag den Sieg über die Rebellen verkündet.

Rebellensprecher Selvarasa Pathmanathan betonte in der ersten Erklärung, die LTTE setzte nun darauf, dass die Regierungstruppen ihre Offensive einstellten. "Diese Schlacht hat ihr bitteres Ende erreicht. Es sind unsere Menschen, die durch Bomben, Artilleriebeschuss, Krankheiten und Hunger ums Leben kommen." Damit gebe es nur noch eine Wahl, nämlich der Regierung den letzten Grund zu nehmen, das Morden fortzusetzen. "Wir haben beschlossen, unsere Waffen schweigen zu lassen", erklärte Pathmanathan. Es sei die einzige Möglichkeit, die eingeschlossenen Zivilpersonen zu schützen. Nun sollten Friedensgespräche beginnen. Durch Artillerieangriffe der Armee im Nordosten Sri Lankas seien 25.000 Menschen verletzt oder getötet worden.

Die Regierung wies letzteres umgehend zurück. Es gebe keine Zivilisten in den Kampfgebieten. Auch setzten die letzten LTTE-Kämpfer ihre Attacken fort. In den vergangenen 72 Stunden seien rund 63.000 Zivilpersonen aus dem rund einen Quadratkilometer kleinen Gebiet geflohen. Damit könnten die Rebellen endgültig ausgemerzt werden, sagte Militärsprecher Udaya Nanayakkara. Die Streitkräfte hatten am Samstag erklärt, die Rebellen seien eingeschlossen, da die Regierungstruppen ihnen den letzten Zugang zum Meer abgeschnitten hätten.

Genugtuung beim srilankesischen Militär
Das srilankesische Militär reagierte mit Genugtuung auf die Kapitulation. Die LTTE habe für einen eigenständigen Staat gekämpft, den sie "niemals" bekommen hätte, sagte Armeesprecher Udaya Nanayakkara der Nachrichtenagentur AFP. "Es war eine einzige Verschwendung von Leben. Sie haben so viel Tod und Zerstörung in all den Jahren verursacht", ergänzte er. Letztlich hätten aber auch die Rebellen eingesehen, "dass alles vorbei ist".

Tausende Menschen seit Jänner getötet
Allein zwischen dem 20. Jänner und dem 7. Mai wurden bei den schweren Kämpfen im Nordosten der früheren Insel Ceylon 7.000 Zivilpersonen getötet, wie eine Aufstellung der Vereinten Nationen besagt, die der AP vorliegt. Mindestens 16.700 Menschen wurden demnach teils schwer verletzt. Nach Angaben von Ärzten wurden in der vergangenen Woche bei Artillerieangriffen nochmals mehr als 1.000 Menschen getötet. Die jüngste Eskalation der Kämpfe hat rund 250.000 Menschen zu Flüchtlingen gemacht. Seit 1983 sind dem Bürgerkrieg mindestens 75.000 Menschen zum Opfer gefallen. 1972 wurde die Rebellenorganisation gegründet.

Der Bürgerkrieg der Rebellen der 1975 gegründeten Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) dauerte seit 1983 an. Mindestens 70.000 Menschen wurden getötet. Die jüngste Eskalation der Kämpfe im Zuge einer Offensive der Regierungstruppen hat seit Jänner rund 250.000 Menschen zu Flüchtlingen gemacht. Die Rebellen hatten für einen eigenen Tamilen-Staat im Norden und Osten der mehrheitlich von Singhalesen bewohnten Insel Ceylon gekämpft. Heute sind rund 82 Prozent der Bevölkerung Sri Lankas Singhalesen, rund zehn Prozent Tamilen. Die LTTE wird unter anderem von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft.

EU befürchtet Menschenrechtsverletzungen
Die EU hat nach dem Ende der Kämpfe eine Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen verlangt. In einer von den EU-Außenministern am Montag in Brüssel verabschiedeten Erklärung heißt es, behauptete Verstöße gegen Völkerrecht und internationales humanitäres Recht müssten durch eine "unabhängige Ermittlung" untersucht und die Schuldigen vor Gericht gebracht werden.

An die Regierung in Colombo appelliert die EU, voll mit den Vereinten Nationen zusammenzuarbeiten, um die humanitäre Krise zu lösen. Die Regierung müsse unverzüglich alle Schritte zur Evakuierung von Zivilsten aus der Konfliktzone unternehmen und dringend humanitäre Hilfe leisten. Das Internationale Rote Kreuz soll nach dem Willen der EU eine Beobachterrolle bei Screening von Personen spielen, die das Kampfgebiet verlassen.

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