"Push-Faktor"

Wirtschaftskrise als Grund für die vielen Einbrüche

Österreich
15.05.2009 13:09
Dass die Zahl der Eigentumsdelikte in Österreich gerade im ersten Quartal 2009 auf hohem Niveau liegt (siehe Story in der Infobox), kommt nicht von irgendwo. Die offenen Ostgrenzen sind sicher eine Ursache dafür. Aber warum legen die Zahlen gerade jetzt zu? Tatsächlich dürfte das auch mit der allgemeinen Wirtschaftslage zu tun haben. "Die Krise dürfte ein Push-Faktor dafür sein. Ansonsten gibt es keine plausible Erklärung dafür", meinte Erich Zwettler, Chefermittler im Bundeskriminalamt (BK).

Treten, aufzwängen, einschlagen - die große Masse der Einbrüche sind "brachiale Gewalt" - 90 Prozent der Täter gehen weniger professionell vor. Die restlichen zehn Prozent sind hochwertige Spezialisten. "Täter, die Skills haben", wie Zwettler im Gespräch mit der APA erklärte. Sie haben das Know-How Sicherheitsvorrichtungen zu überwinden, wissen, wie man Alarmanlagen umgeht, sind vorbereitet, spähen den Tatort aus und suchen nach Wert- oder Kunstgegenständen. Der "normale" Einbrecher sucht nach Geld und Schmuck, nach Dingen, die er rasch verwerten kann. Der hochwertige Täter nimmt auch Kunstgegenstände. "Geld nehmen aber alle", meinte Zwettler.

Nachdem in Wien der Schwerpunkt der Einbrüche in den südlichen Bezirken Liesing, Favoriten und Simmering liege, ist davon auszugehen, dass die Täter eine "hit an run"-Strategie verfolgen und sich entlang der Hauptverkehrsroute nach Osten orientieren. Daher erklärt sich auch, warum in Niederösterreich besonders stark der Bezirk Mödling betroffen ist, oder Wiener Neustadt.

"Die große Masse schaut nur auf Geld und Schmuck"
Eine wirkliche Spezialisierung der Einbrecher ist nicht unbedingt erkennbar. "Die große Masse schaut nur auf Geld und Schmuck", meinte Zwettler. Ungarische und slowakische Täter finden sich oft unter den Altmetalldieben, weil der Preis für den Rohstoff hoch ist. Bei Unterhaltungselektronik und Markenbekleidung nannte der Kriminalist Rumänien als Beispiel. Diese Waren sind dort gleich teuer wie bei uns, das Lohnniveau liegt aber im Vergleich weit darunter. Anders als bei uns gebe es in diesen Ländern auch einen Markt dafür. "Der Schwarzmarkt hat dort eine höhere Tradition", sagte er.

In Nobelbezirken wie Döbling findet man hauptsächlich Profitäter, die wissen, wie man einen Tresor knackt und was man mit Kunstgegenständen macht, erläuterte Zwettler. Am häufigsten kommen diese Banden aus Balkanstaaten wie Serbien. Sie haben Hehlerstrukturen im Hintegrund, um ihre hochwertige Beute loszuwerden.

Der typische Einbrecher geht in Trupps bestehend aus drei Männer auf Beutejagd. Einer steht Schmiere, zwei verüben die Tat, sagte Zwettler, 43 Prozent sind zwischen 22 und 40 Jahre alt. Die Tristesse, die wirtschaftliche Lage und Arbeitslosigkeit in den Heimatländern verleite die Männer dazu, sich "kaufen" zu lassen.

Polizei weitete Schwerpunktaktionen in letzter Zeit aus
Von der Polizei zuletzt vermehrt durchgeführte Schwerpunktaktionen machen laut Zwettler durchaus Sinn. Sie sorgen einerseits für eine Abschreckung der Täter (niemand geht gerne in Haft), andererseits erhöhe massive Präsenz die Chance, Täter auf frischer Tat zu ertappen und sie um die "Früchte" ihrer Arbeit zu bringen. Außerdem war das Feedback der Bevölkerung positiv. Die Jahreszeit für die Dämmerungswohnungseinbrüche dürfte bald vorbei sein. Das verlagere sich nun auf typische Mittagszeiteinbrüche.

Extrem wichtig sei für die Polizei die Prävention. "Da müssen wir andrücken", so der Chefermittler. "Es gibt Möglichkeiten, die nicht Unsummen verschlingen." Am meisten abschrecken kann ein Hund. Sicherheitstüren bieten ebenfalls einen guten Schutz. In Hietzing und Liesing laufen Projekte, wo man versucht, die Wahrnehmung der Leute zu schärfen und die Anonymität aufzuheben. Wenn sich die Leute im Haus nicht kennen, ist es auch schwierig, dass jemandem wer Verdächtiger auffällt - und die Täter leben von Anonymität, so Zwettler. "Wir werden diese Schiene beinhart weiterfahren."

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