Krisenstimmung

Heimische Wirtschaft schrumpft um 3,6 Prozent

Österreich
15.05.2009 12:18
Die heimische Wirtschaft ächzt unter der Krise: Im Vergleich zum 1. Quartal des Vorjahres ist das BIP um 3,6 Prozent geschrumpft. Diese Schätzung gab am Freitag das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) bekannt. Noch schlimmer erwischte es Haupthandelspartner Deutschland: Dort schrumpfte die wichtige Kennzahl um dramatische 6,7 Prozent.

Laut Wifo-Chef Karl Aiginger war die Entwicklung durch einige Sonderfaktoren verstärkt: durch das Wetter, die frühen Ostern und die im April eingeführte Auto-Verschrottungsprämien - die dazu geführt habe, dass die Autoverkäufe im März stark zurückgegangen seien.

"Österreich-Bonus" schrumpft
Es gebe zwar noch einen "Österreich-Bonus", den müsse man aber "schon deutlich suchen - er ist kleiner geworden". Die Konjunkturpakete, die es bereits gibt, müssten schneller und entschlossener durchgeführt werden als es derzeit der Fall sei

Im Vergleich mit früheren Rezessionen werde die Schärfe der jetzigen Entwicklung deutlich, betonte das Wifo. In den Jahren 1993 und 2001 war das BIP jeweils maximal 0,6 Prozent unter den Vorjahreswerten geblieben. Eine Aktualisierung der Zahlen ist für den 10. Juni geplant.

Deutliche Abnahme der Exporte
Maßgeblich für den Einbruch sei die weitere Abnahme der österreichischen Exporte von Gütern und Dienstleistungen gewesen, die mit -4,4 Prozent noch stärker ausgefallen sei als im 4. Quartal (-2,3 Prozent).

Gemäß aktuellem Wifo-Konjunkturtest sanken die Auftragsbestände der heimischen Industrie im April - also zu Beginn des 2. Quartals - neuerlich, die Produktionserwartungen fielen dagegen günstiger aus. Allerdings überwiegt in den Umfragen immer noch deutlich der Anteil jener Unternehmen, die davon ausgehen, ihre Produktion in den kommenden Monaten weiter einschränken zu müssen. "Es bleibt zu sehen, ob die Aufhellung der Erwartungen in den kommenden Monaten anhält und damit eine nachhaltige Verbesserung einleitet", so das Wifo.

Welthandel schrumpft um bis zu sechs Prozent
Der Abschwung des Welthandels hielt im 1. Quartal unverändert an, so das Wifo. Das Welthandelsvolumen verringerte sich nach OECD-Schätzungen in den vergangenen beiden Quartalen um jeweils etwa fünf bis sechs Prozent. In den USA sank die reale Wirtschaftsleistung im 1. Quartal erneut - um 1,6 Prozent.

Rekord-Rückgang in der Euro-Zone
Auch im Eurogebiet ist die Wirtschaft stark geschrumpft. Der Rückgang ist sogar der stärkste seit Beginn der Berechnungen im Jahre 1995. Im Vorjahresvergleich ergab sich laut Eurostat im ersten Quartal ein Rückgang von 4,6 Prozent in dem Gebiet, in der EU von 4,4 Prozent.

Laut Wifo reagierte Österreichs Wirtschaft auf die Entwicklungen im europäischen Umfeld mit einer beträchtlichen Verringerung der Investitionsnachfrage: Saison- und arbeitstägig bereinigt sanken die Bruttoanlageinvestitionen im 1. Quartal um 4,4 Prozent nach -1,7 Prozent im 4. Quartal.

Private Konsumausgaben wirken stabilisierend
Die Konsumausgaben der privaten Haushalte stagnierten im 1. Quartal 2009 so wie im 4. Quartal (-0,1%) und stabilisierten damit die Wirtschaftslage. Die Verschärfung der Arbeitsmarktsituation machte den Konjunktureinbruch für die privaten Haushalte allerdings spürbar. Im April lag die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten um 1,2 Prozent unter dem Vorjahreswert (-38.300). Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote gemäß österreichischer Definition stieg im April auf 7,2 Prozent (März 7,0 Prozent) und übertraf damit den Durchschnitt des Schlussquartals 2008 bereits um einen Prozentpunkt.

Die Vertrauensindikatoren und einige Sonderfaktoren würden jedoch auf eine Abschwächung des Abwärtstrends im laufenden 2. Quartal hindeuten, erklärte das Wifo.

Deutsche Wirtschaft bricht um 6,7 Prozent ein
Experten der Bank Austria hatten zuletzt annualisiert einen Rückgang des BIP in Österreich um 6,4 Prozent erwartet. In Deutschland ist die Wirtschaft im 1. Quartal im Jahresabstand um 6,7 Prozent geschrumpft und gegenüber den letzten drei Monaten 2008 um 3,8 Prozent, wie ebenfalls Freitag früh bekannt wurde.

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