Eklat in Auschwitz

Judenverachtende Witze in Gaskammer gemacht

Wien
14.05.2009 14:38
Bei einer Klassenfahrt nach Auschwitz Ende April ist es zum Eklat gekommen, als einige Schüler des Wiener Gymnasiums Albertgasse in der Josefstadt durch antisemitische Äußerungen und Störaktionen aufgefallen sein sollen. Das könnte disziplinarrechtliche Folgen nach sich ziehen. Derzeit werde der mögliche Ausschluss einzelner Schüler geprüft, so ein Sprecher des Stadtschulrats am Donnerstag. Auch dienstrechtliche Disziplinarmaßnahmen gegen die mitgereisten Lehrer behalte sich die Schulbehörde vor.

Der Organisator der Schülerreise, der Verein "Morah" (March of Remembrance and Hope), hatte auf die Zwischenfälle aufmerksam gemacht. Laut Medienberichten seien die Provokationen so weit gegangen, dass bei einem gemeinsamen Besuch einer Gaskammer mit Holocaust-Opfern und deren Nachkommen judenverhöhnende Witze gemacht wurden. Daraufhin habe der Verein die betreffenden Jugendlichen, die um die 16 Jahre alt sind, samt ihren Klassenkollegen frühzeitig nach Hause geschickt.

Wahrung der Aufsichtspflicht wird geprüft
Der Stadtschulrat führe nun eine umfassende Untersuchung durch, betonte der Sprecher. Diese beinhalte etwa die Aufnahme von Gedächtnisprotokollen aller an der Fahrt Beteiligten - "vor allem unter dem Aspekt, welche Aussagen tatsächlich getätigt wurden und dokumentierbar sind". Geprüft wird auch die Wahrung der Aufsichtspflicht durch das Lehrpersonal.

Außerdem soll eruiert werden, wie und in welcher Intensität die Schüler auf den Ausflug inhaltlich vorbereitet wurden. Da die Teilnahme an der Reise auf freiwilliger Basis stattgefunden habe, wird auch die Auswahl der einzelnen Schüler genauer unter die Lupe genommen. Ein entsprechender Prüfbericht, auf dessen Grundlage weitere Entscheidungen fallen, wird laut Stadtschulrat nächste Woche vorliegen.

"Entschuldigungsschreiben" an Verein geschickt
Vonseiten der Behörde wurde jedenfalls versichert, dass die Berichte von "Morah" über die Verhaltensweise der betroffenen Jugendlichen "Empörung" ausgelöst hätten. Inzwischen hätten die Schüler der Albertgasse jedoch ein "Entschuldigungsschreiben" an den Verein geschickt, in dem unter anderem festgehalten wurde, dass man sich von Handlungen und Aussagen einzelner Kollegen deutlich distanziere. An der Reise zur KZ-Gedenkstätte in Polen nahmen mehr als 400 Schüler aus 17 Schulen teil.

Antisemitische Störaktionen bei Gedenkveranstaltung
Erst kürzlich waren Jugendliche durch antisemitische Störaktionen aufgefallen. Bei einer Gedenkveranstaltung im oberösterreichischen Ebensee am vergangenen Wochenende sollen uniformierte Männer unter anderem Nazi-Parolen gerufen haben (siehe Infobox!). Über zwei Hauptverdächtige - sie sind beide 16 Jahre alt - wurde inzwischen die Untersuchungshaft verhängt. Der dritte Jugendliche im Alter von 14 Jahren wurde gegen gelindere Mittel auf freien Fuß gesetzt.

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