"Salami-Taktik"

Kampagne gegen teurere Öffi-Tickets

Wien
12.05.2009 16:00
"Die Öffis dürfen nicht teurer werden", fordern die Wiener Grünen. Die Partei hat deshalb eine Kampagne gegen die für Juli angekündigten Preiserhöhungen der Einzelfahrscheine und der Streifenkarten der Wiener Linien gestartet. "Das ist erst der Anfang, weitere Ticket-Teuerungen werden nach der Wienwahl folgen", befürchtete Klubobfrau Maria Vassilakou beim Auftakt der mehrmonatigen Kampagne "Ein Herz für Öffi-Fahrende" am Dienstag. "Es bleibt dabei", kontert hingegen SP-Verkehrssprecher Karlheinz Hora und erklärt, dass es "keine Veränderungen für Zeitkartenbesitzer bei den Wiener Linien" geben werde.

In Zeiten von Wirtschaftskrise und Klimawandel seien die Preiserhöhungen bei den Öffi-Tickets das falsche Signal, so die Politikerin. Vielmehr sollte die Stadt Wien den "umgekehrten Weg gehen" und die Tarife senken, damit möglichst viele Menschen ihr Auto zu Hause lassen und auf U-Bahn, Straßenbahn und Bus umsteigen können.

"Das ist eine Salami-Taktik"
Eine Einzelfahrt mit den Wiener Linien wird ab 1. Juli um zehn Cent teurer sein und dann 1,80 Euro kosten. Die Grünen befürchten, dass es nicht nur bei einer Teuerung von Einzelfahrschein und Streifenkarten bleibt. "Das ist eine Salami-Taktik", ist sich Vassilakou sicher, "die Tarife werden 'zitzerlweise' angehoben werden und man hofft, dass es keiner bemerkt." Sie befürchtet, dass nach der Wienwahl (im Herbst 2010, Anm.) auch die Preise weiterer Tickets der Wiener Linien erhöht werden.

Die Behauptung von Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ), dass die Stadt Wien bei der Tariferhöhung der ÖBB mitziehen müsse, ist laut Grünen falsch. "Es hat 2001 eine ähnliche Situation gegeben", so Vassilakou. Damals wurden die VOR-Tarife in der Außenzone erhöht, während die Ticket-Preise für die Wiener Linien in der Kernzone gleichblieben. "Das waren damals wohl taktische Gründe, denn unmittelbar nach der Wienwahl wurden die Preise erhöht", so die Klubobfrau. Die Grünen gehen davon aus, dass es auch dieses Mal so sein werde.

"Ein Herz für Öffi-Fahrende"
Mit der nun gestarteten Kampagne will die Partei eine Debatte in Gang setzen, wie ein zeitgemäßes und modernes öffentliches Verkehrsnetz in Wien auszusehen habe. In den kommenden Wochen werden die Grünen ein "neues leistbares Tarifmodell" für die Öffis und "konkrete Verbesserungsvorschläge" für das Verkehrsnetz präsentieren. Vassilakou würde sich wünschen, dass bei "Ein Herz für Öffi-Fahrende" alle Wiener, die auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen sind, mitmachen.

In der "Öffibox" (siehe Infobox) können die Betroffenen ihrem Ärger über die Wiener Linien Luft machen und Fotos, Kritik oder Anregungen posten. Über "Twitter" können Kurzmeldungen über Verspätungen, Störungen oder Öffi-Erlebnisse durchgegeben werden. In Anlehnung an die Schwarzfahrer-Kampagne der Wiener Linien starten die Grünen außerdem den Online-Wettbewerb "101 Ausreden für eine Preiserhöhung", die Gewinner-Ausrede wird prämiert und als "Pickerl" veröffentlicht.

SPÖ: Kampagne ist "Schaumschlägerie"
Bei der entsprechenden Grünen-Kampagne handle es sich um "Schaumschlägerei", erklärte SP-Verkehrssprecher Hora in einer Aussendung und warf den Grünen "die Anzettelung einer völlig irreführenden Diskussion" vor.

"Über 90 Prozent aller Kunden der Wiener Linien sind mit Zeitkarten unterwegs. Für sie ändert sich mit der Tarifanpassung im VOR überhaupt nichts", betonte der Verkehrssprecher. Von der Erhöhung seien ausschließlich der Einzelfahrschein beziehungsweise die daraus abgeleiteten Streifenkarten im Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) betroffen, die restlichen Ticketpreise würden gleichbleiben.

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