Eigene Spezies?

“Hobbits” könnten bisher unbekannte Art sein

Wissenschaft
07.05.2009 16:05
Seit im Jahr 2003 auf der indonesischen Insel Flores ein nur ein Meter großes Skelett aus der Frühzeit gefunden wurde, streitet die Wissenschaft über die Herkunft der rätselhaften Wesens. Zwei Studien im Fachblatt "Nature" sollen jetzt untermauern, dass es sich bei den gern als "Hobbits" bezeichneten Zwergen um eine eigene Art handelt. Damit wäre der Homo floresiensis mit seinem Mini-Gehirn anders als oft angenommen kein relativ enger Verwandter des Menschen.

Seit dem Fund des 18.000 Jahre alten Skeletts und Überresten weiterer Exemplare des Homo floresiensis glaubt ein Teil der Wissenschaft, dass die "Hobbits" Produkt einer Gen- oder Drüsenstörung sind und nicht des normalen Evolutionsprozesses. Die Forscher verweisen dabei auf die extrem kleinen Gehirne (links im Bild ein Hobbit-Schädel), die nur ein Drittel der Masse der Hirne heutiger Menschen haben. Sie können aus ihrer Sicht nicht Folge einer natürlichen "Schrumpfung" sein, die in der Biologie bei Lebewesen bekannt ist, die sich auf Inseln ansiedeln.

Nicht durch Missbildung entstanden
Die "Nature"-Studien widersprechen der These, dass die "Hobbits", die vor etwa 95.000 bis 17.000 Jahren lebten, durch eine krankhafte Missbildung entstanden. Ein Team um William Jungers von der Stony Brook Universität in New York untersuchte dazu die Füße der Zwerge. In einigen Merkmalen seien diese sehr menschlich, andererseits aber auch wieder erstaunlich primitiv und eher schimpansenähnlich.

Jüngste Funde aus Kenia zeigen laut der Studie, dass der Fuß des modernen Menschen schon vor 1,5 Millionen Jahren entstanden sein müsse, wahrscheinlich beim Homo erectus. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass sich die Flores-"Hobbits" wieder zurückentwickelt hätten. Deshalb müssten sie sich früher von der Menschenlinie abgespalten haben. Damit sei ihr mutmaßlicher Vorfahre nicht wie beim Menschen Homo erectus, "sondern stattdessen ein primitiverer Hominini, dessen Verbreitung in Südostasien noch undokumentiert ist".

War kleines Gehirn ökonomischer?
Für die extrem kleinen Gehirne fanden derweil Eleanor Weston und Adrian Lister vom Londoner Museum für Naturgeschichte eine Erklärung. Sie untersuchten dabei Überreste von Zwerg-Nilpferden auf der Insel Madagaskar. Im Vergleich zu ihren Zeitgenossen auf dem Festland war auch bei ihnen das Gehirn extrem stark geschrumpft. Deshalb sei es auch bei den Hobbits denkbar, dass die Evolution ihre Gehirne einer radikalen Schrumpfung unterworfen habe.

Die Paläontologen vermuten, dass diese zusätzliche Schrumpfung einfach ökonomisch war. Wenn Ressourcen knapp sind, werde eben an den stoffwechselintensivsten Orten gespart. Beim "Hobbit" könnte die Verkleinerung laut den Forschern einen ganz ähnlichen Grund gehabt haben.

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