"Kein wahres Wort"

Laut Adamovich keine Rede von “Mitwisser”

Wien
07.05.2009 13:43
Nach der Übergabe eines Zwischenberichts der Evaluierungskommission in der Causa an das Innenministerium brodelt die Gerüchteküche. Laut Kommissions-Leiter Ludwig Adamovich zu Unrecht: Begriffe wie Mitwisser oder Erpressung würden in dem zehn Seiten starken Bericht überhaupt nicht vorkommen, betonte er am Donnerstag. Seine Kritik am Innenministerium: "Es ist ein Blödsinn, dass der Bericht nicht bekanntgemacht wird, sonst wäre das alles klar." Natascha Kampusch selbst kritisierte am Donnerstag die Infopolitik und die Ermittlungen rund um ihren Fall.

Medienberichte über bis zu fünf Mitwisser und eine Erpressung von Natascha Kampusch seien "kühne Spekulationen", daran sei "kein wahres Wort", so Adamovich. "Der Bericht sagt nichts anderes aus, als: da gibt es einige Situationen, da müsste unbedingt weiter nachgefragt werden."

"Ein paar Punkte, die offen sind"
Diese Aussage "Es gibt einen Sachverhalt, der aufklärungswürdig ist" sei etwas ganz anderes als die Feststellung "Es gibt Mitwisser oder Mittäter". Und genau diese gebe es in dem Bericht nicht. Das bedeute, es gebe offene Fragen, nicht jedoch einen direkten Hinweis auf weitere Beteiligte. So sei beispielsweise auch die bereits im Juni erwähnte Aussage von Natascha Kampusch zu sehen.

Laut dieser wartete sie unmittelbar nach der Entführung gemeinsam mit Wolfgang Priklopil in einem Waldstück auf andere Personen, von denen aber keine aufgetaucht sei. "Es sind halt ein paar Punkte, die offen sind - Ermittlungsansätze", so der Kommissionsleiter.

BKA: "Keine Hinweise auf Mitwisser"
Auch das Bundeskriminalamt hat die Gerüchte im Fall Natascha Kampusch über Hinweise auf Mitwisser, Komplizen von Entführer Wolfgang Priklopil und Erpressungs-Theorien am Donnerstag entschieden zurückgewiesen. "Es gibt von unserer Seite überhaupt keine Hinweise, dass Natascha Kampusch erpresst wird", betonte Generalmajor Gerhard Lang. "Es hat diesbezüglich auch keinerlei Kontakt mit ihr oder ihrem Anwalt gegeben."

Lang sprach sich dezidiert gegen kolportierte Hinweise auf mögliche Mitwisser und Komplizen aus: "Dem muss ich auf jeden Fall widersprechen. Das steht in keinem Akt", betonte er. Sehr wohl bestehe die Möglichkeit, dass Personen wussten, dass eine Frau bei Priklopil gewohnt habe. Daran sei nichts strafrechtlich relevantes. Das jemand wusste, dass dies Natascha Kampusch gewesen sei - dafür gebe es keinen Anhaltspunkt.

Natascha erstaunt, dass "wieder" etwas durchsickern konnte
Natascha Kampusch selbst übte am Donnerstag scharfe Kritik an dem Durchsickern von Informationen, aber auch an der Aufklärungsarbeit der Polizei. "Es wäre interessant, den Bericht in seiner Gesamtheit zu sehen und nicht nur einzelne Sätze", hieß es am Donnerstag aus dem Umfeld der 21-Jährigen. "Sie würde gerne den Bericht sehen und nicht auf Aussagen aus zweiter und dritter Hand reagieren."

Natascha Kampusch sei erstaunt, dass "wieder" etwas vor der Veröffentlichung habe durchsickern können. Ihr Anwalt werde jedenfalls eine Einsicht beantragen.

Natascha sei an einer Aufklärung interessiert und nach wie vor erstaunt, dass die Sonderkommission sich nicht um jene Versäumnis kümmere, aufgrund derer sie möglicherweise nicht früher gefunden worden sei, hieß es weiter. Sie stelle sich die Frage, warum man sich nicht den Polizeifehlern widme.

Pilz: "Zwischenbericht Innenausschuss vorlegen"
Der Grüne-Abgeordnete Peter Pilz verlangt, dass der aktuelle Zwischenbericht der Kampusch-Evaluierungskommission bis spätestens kommende Woche dem Innenausschuss des Parlaments vorzulegen ist.

"Der jetzige Zustand ist untragbar. Bis jetzt wurden alle Berichte dem Ausschuss vorgelegt", bekräftigte Pilz.

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