Scheidungsschlacht

Ganz Italien verfolgt Berlusconis Rosenkrieg

Ausland
05.05.2009 07:51
Der handfeste Ehekrach im Hause des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi spaltet Italiens Öffentlichkeit und rückt zur politischen Causa Prima auf. Veronica Lario, die Gattin des Premiers, will nach fast 30-jähriger Beziehung und fast 20 Jahren Ehe einen Schlussstrich ziehen und sich scheiden lassen. Der bekanntermaßen nicht gerade medienscheue Regierungschef verlangte daraufhin am Montag einerseits "Respekt für eine private Angelegenheit", andererseits forderte er seine Frau auf, sich öffentlich bei ihm zu entschuldigen - das Resultat: Der Rosenkrieg wird natürlich in aller Härte auf dem Terrain der medialen Öffentlichkeit ausgetragen.

Lario teilte ihre Entscheidung, sich scheiden lassen zu wollen, ausgerechnet - oder wahrscheinlich doch wohlüberlegt - der linksliberalen und scharf regierungskritischen Tageszeitung "La Repubblica" mit. Dieser Schritt der früheren Schauspielerin wurde in den unzähligen Medienberichten als "theatralisch" aufgenommen und als "Staatsakt" und "Kriegserklärung" gegen den mächtigsten und reichsten Mann Italiens bezeichnet.

Frau denkt seit zehn Jahren an Trennung
Während der Politiker Berlusconi den Höhepunkt seiner beruflichen Popularität erreicht hat und de facto ohne ernstzunehmende Opposition im Parlament das Land regieren kann, bricht gleichzeitig sein Privatleben zusammen. "Ich schließe den Vorhang über meinem Eheleben", schrieb die 52-jährige Veronica Lario. Schon im Sommer 2008 hatte sie wissen lassen, dass sie seit zehn Jahren an Trennung denke.

Fete bei 18-Jähriger, Showgirls auf EU-Wahllisten
Jahrelang drückte sie über die Vorliebe ihres heute 72-jährigen Mannes für junge Frauen ein Auge zu, manchmal auch beide. Das Fass zum Überlaufen brachte aber jetzt Berlusconis Erscheinen bei der Geburtstagesfeier der 18-jährigen Tochter eines Freundes in der vergangenen Woche - während er bei den Feiern seiner eigenen Kinder zu deren Geburtstagen meist durch Abwesenheit geglänzt hatte. Und damit nicht genug: "Papi", wie Berlusconi von dem Mädchen liebevoll genannt wird, brachte als kleines Geschenk für die erreichte Volljährigkeit auch gleich ein Diamanten-besetztes Gold-Kollier mit. Ein Auto soll er auch angeboten haben, das soll das Mädchen aber abgelehnt haben. Auch die vielen Showgirls, die Berlusconi in die Wahllisten für die EU-Wahlen eingetragen hatte, lösten die Wut Larios aus, die jetzt Schluss mir ihrer Ehe machen will.

Vertrauensleute Berlusconis peinlich betroffen
Peinlich betroffen reagierten die Vertrauensleute Berlusconis in seiner Mitte-Rechts-Partei Popolo della Liberta' (PDL, Volk der Freiheit) auf den Schritt der "First Lady". "Es handelt sich um eine rein private Angelegenheit, zu der wir nichts zu sagen haben", sagte etwa Verteidigungsminister Ignazio La Russa, der sich in den Gazetten des Landes gern als Vorzeige-Papa präsentiert. Berührt zeigte sich hingegen Umweltministerin Stefania Prestigiacomo. "Ich hoffe, dass es zu einer Versöhnung kommt, für Berlusconi ist die Familie ein Zufluchtsort", sagte die Sizilianerin.

Lario als "echter Chef der Opposition in Italien"
Der exzentrische und streitbare Ex-Kulturminister Vittorio Sgarbi, selbst immer wieder willentlicher Akteur in der italienischen Klatschpresse, bezeichnete Veronica Lario als "echten Chef der Opposition in Italien". "Für den Vorsitzenden einer Partei, die die Familie und die christlichen Werte unterstützt, ist das Scheitern der eigenen Ehe auch ein politisches Scheitern", bemerkte Sgarbi hämisch.

Italiens Politikerinnen ob Rosenkrieg gespalten
Besonders gespalten wirken die einflussreichen Politikerinnen des Landes. "Zumindest wegen ihrer Mutterrolle hätte sie sich diesen öffentlichen Krieg gegen den Vater ihrer Kinder ersparen können", sagte die Rechtspolitikerin Daniela Santanché. Die Unterstaatssekretärin Margherita Boniver warnte indes vor der oft patriarchalischen Mentalität in Italien. "Italien ist streng mit den Ehefrauen von Politikern, während gegenüber männlichen Eskapaden viel Nachsichtigkeit gezeigt wird", meinte Boniver.

Zeichen des "Niedergangs der italienischen Politik"
Der Oppositionspolitiker Niki Vendola bezeichnete den Rosenkrieg im Hause Berlusconis als Zeichen des "Niedergangs der italienischen Politik". "Um in Berlusconis Wahllisten aufgenommen zu werden, muss man jung und schön sein. Niemand hat in Italien Berlusconi wegen der Showgirls wirklich kritisiert, die er ins Straßburger Parlament hieven wollte. Veronica Lario hat reagiert. Sie hat mutig gehandelt, wir Italiener müssen ihr dankbar sein", sagte Vendola.

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