Fall Mike B.

US-Lehrer schwerer verletzt als angenommen

Wien
27.02.2009 17:59
Der am 11. Februar in der U-Bahn-Station Spittelau bei einer Polizeiamtshandlung mit einem Dealer verwechselte US-Sportlehrer Mike B. ist offenbar schwerer verletzt worden als ursprünglich angenommen. Der an der Vienna International School tätige Lehrer zog sich einen Bruch eines Wirbelquerfortsatzes zu, wie Maria Vassilakou, Klubobfrau der Wiener Grünen, am Freitag mitteilte. Bisher hatte es lediglich geheißen, Mike B. habe Wirbelverletzungen und Verstauchungen erlitten.

"Die nun bekannt gewordenen Verletzungen entstehen laut Expertenmeinung typischerweise bei Stürzen", erklärte dazu die Wiener Polizei in einer Aussendung. "Sollten diese im Zuge der Anwendung von Körperkraft bei der erfolgten Festnahme am 11. Februar erfolgt sein, so wird dies seitens der Bundespolizeidirektion Wien ausdrücklich bedauert. Auch diese Verletzungen ergeben keinen Hinweis auf eine beabsichtigt unrechtsmäßig geführte Amtshandlung. Derzeit werden keine dienst- oder disziplinarrechtlichen Maßnahmen gesetzt."

Vassilakou: "Polizei versucht Schweregrad herunterzuspielen"
Vassilakou zeigte sich von der Reaktion der Polizei schwer enttäuscht: "Jetzt steht zweifelsfrei fest, dass Mike B. bei der polizeilichen Amtshandlung schwere Verletzungen davongetragen hat, auch wenn die polizeiliche Führung bisher mit aller Kraft versucht hat, den Schweregrad der Verletzungen herunterzuspielen", sagte sie in einer Aussendung.

"Entscheidend ist hier nicht, ob es sich um eine Verwechslung handelt, sondern vielmehr geht es um die Frage, ob hier ungerechtfertigterweise Gewalt angewendet worden ist. Und es ist zu klären, ob die Amtshandlung ohne vorausgehende Feststellung der Personalien durchgezogen wurde." Die Ergebnisse der polizeiinternen Untersuchung seien dadurch schwer erschüttert. Der Rechtsanwalt von Mike B., Wilfried Embacher, war Freitagnachmittag nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Zwischenbericht entlastet Drogenfahnder
Ein erster Zwischenbericht des Büros für besondere Ermittlungen der Wiener Polizei hatte die beiden Drogenfahnder, die am 11. Februar den US-Lehrer in der U-Bahn-Station Spittelau mit einem Dealer verwechselten und daraufhin verprügelt haben sollen, entlastet. Wie Major Hans Golob bekräftigte, hätten sich nach Zeugenbefragungen die schweren Vorwürfe gegen die Polizisten nicht bestätigt. Die Beamten bleiben somit im Dienst. Mike B. bleibt hingegen bei seiner Darstellung des Vorfalls: Er sei aus der U-Bahn ausgestiegen, die beiden Polizisten in Zivil hätten sich auf ihn gestürzt und ihn zusammengeschlagen. In den Augen eines Polizisten "war purer Hass", sagte B. Von den Passanten habe ihm niemand geholfen, nur seine Freundin.

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