In Österreich gibt es knapp 400 muslimische Religionslehrer, umgelegt auf die Zahlen in Khorchides Dissertation geht es also um rund 80 Religionslehrer, die ihre politische Einstellung nicht mit den demokratischen Prinzipien unserer Gesellschaft vereinbaren können bzw. wollen. Insgesamt 77,2 Prozent der befragten Lehrer sehen sich aber "als Teil der österreichischen Gesellschaft", weniger als fünf Prozent antworteten, dies treffe gar nicht zu.
Weitere Details, wobei bei der Zustimmung jeweils die Antworten "trifft zu" und "trifft eher zu" addiert wurden: 8,5 Prozent bezeichnen es als "verständlich, wenn Gewalt zur Verbreitung des Islam angewendet wird". 28,4 Prozent sehen einen Widerspruch darin, Muslim und Europäer zu sein; 44 Prozent finden, sie müssten ihre "Schüler befähigen, zu erkennen, dass sie, weil sie Muslime sind, besser als ihre Mitschüler sind".
29 Prozent glauben, eine Integration der Muslime in Österreich sei "nicht möglich, ohne die islamische Identität zu verlieren". Umgekehrt sind indes 85,7 Prozent gar nicht oder eher nicht der Ansicht, Muslime sollten unter sich bleiben, um diesen Identitätsverlust zu vermeiden. Und: 55 Prozent der Befragten empfinden die Österreicher als ausländerfeindlich.
Khorchide: "40% ohne geeignete Ausbildung"
Khorchide meint in seiner Kritik, dass islamische Religionslehrer in Österreich vielfach keine geeignete Ausbildung besitzen. Etliche seien in den Achtzigern und Neunzigern ohne viel zu hinterfragen eingestellt worden. Rund 40% der Unterrichtskräfte hätten weder eine theologische noch einen pädagogische Ausbilgund. Es müssten aber Qualitätsstandards wie bei anderen Lehrern gelten, fordert Khorchide, der in Wien als moderner Imam mit kritischen bzw. ablehnenden Ansichten zu religiösem Fanatismus gilt.
Ministerium fordert "umfassenden Bericht"
Das Bildungsministerium forderte am Dienstag aufgrund der mutmaßlichen Demokratie-Defizite bei den Lehrern von der Islamischen Glaubensgemeinschaft einen "umfassenden Tätigkeitsbericht" über die Arbeit der acht Fachinspektoren (die Lehrplan- und Qualitäts-Kontrollore, Anmk.) für den islamischen Religionsunterricht. Vorliegen muss dieser bis 12. Februar, hieß es aus dem Ministerium.
Im Rahmen des Berichts soll die Tätigkeit der Fach-Inspektoren "zur Sicherstellung der Einhaltung der schulrechtlichen Bestimmungen insbesondere der Unterrichtssprache Deutsch im Rahmen des Religionsunterrichts" festgehalten werden. Beantwortet soll auch werden, wie die Zielsetzungen des Islamunterrichts der Glaubensgemeinschaft und dessen Übereinstimmung mit den Zielen der staatsbürgerlichen Erziehung sichergestellt wird.
Neben dieser Maßnahme will sich Ressortchefin Claudia Schmied vom Autor der Dissertation sowie dem Vorstand des Instituts Islamische Religionspädagogik, Ednan Aslan, "umfassend über die Ergebnisse der Studie informieren lassen", hieß es.
Aktion Kritischer Schüler: "Hände falten - Goschn halten"
Die Aktion Kritischer SchülerInnen hat indes unter dem Slogan "Hände falten - Goschn halten" eine bundesweite Kampagne gegen den generellen Einfluss jeglicher Religionen auf das Bildungswesen gestartet. "Religionen haben schon viel zu lange, viel zu starken Einfluss auf die Bildung", so die AKS. "Gerade die römisch-katholische Kirche probiert noch immer im Bildungswesen ihre absurden Wert- und Normvorstellungen zu propagieren", erklärt Bundesvorsitzender Klaus Baumgartner. Aber auch die Studie über die Einstellungen von Islam-Lehrern zeige, dass "die Gefahr immer da ist". Das liege nicht am Islam, sondern sei "immanent in einem System, in dem staatlich finanziert Werbung für Religionen gemacht wird, ohne Kontrolle und ohne Möglichkeit, sich kritisch damit auseinanderzusetzen".
Die SP-nahe Schülerorganisation fordert im Rahmen ihrer Kampagne die Abschaffung des verpflichtenden Religionsunterricht. Auch den Ethikunterricht lehnen sie ab, stattdessen soll man sich in einem Fach kritisch mit den verschiedensten religiösen Lehren auseinandersetzen können. Verpflichtende religiöse Veranstaltungen an Schulen sollten abgeschafft werden, in öffentlichen Einrichtungen dürften keine religiösen Symbole angebracht werden. Außerdem sollte das Konkordat aufgelöst werden.
Besorgte Parteien-Reaktionen
Durchwegs alarmiert haben die heimischen Parteien auf die Studie reagiert - und zwar alle. Die ÖVP Wien sah die Islamische Glaubensgemeinschaft und ihren Präsidenten Anas Shakfeh gefordert, das BZÖ zeigte sich entsetzt über eine "gefährliche Subgesellschaft", und die Grünen riefen nach einer "besseren Aufsicht" über die Religionslehrer, "dort, wo es Probleme gibt".
Shakfeh sei "aufgerufen einzugreifen", so Sirvan Ekici, Integrationssprecherin der Wiener Volkspartei. Die Islamische Glaubensgemeinschaft müsse "dafür Sorge tragen, dass die islamischen Religionslehrer mit der Rechts- und Werteordnung in Österreich konformgehen". Für das BZÖ forderte Gerald Grosz die Ausweisung von Lehrern, deren Unterricht "die Demokratie, unsere Rechtsordnung und die Menschenrechte ablehnt". Staatliche Bezahlung dürfe es nur geben, wenn "unsere Grundwerteordnung nicht nur respektiert, sondern im Unterricht auch gelehrt wird".
Für die Grünen schließlich sind die Studienergebnisse "besorgniserregend", so Migrationssprecherin Alev Korun. Es sei notwendig, dass Islam-Lehrer hauptsächlich in Österreich ausgebildet würden. Deutlicher wurde die Schulsprecherin der Wiener Grünen, Susanne Jerusalem, die den "Austausch" von Lehrern, "die anti-demokratische Meinungen vertreten", forderte.
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