Die Familie sieht sich die Bilder ihrer Tochter an und kann es nicht fassen. Sechs Tage vor dem Heiligen Abend ist ihr kleines Mädchen plötzlich verstorben, völlig unerwartet. Donnerstag, elf Uhr: Der Opa schaltet den Kinderkanal des Fernsehers ein, geht dann in die Küche Essen machen. Als er zurück ins Wohnzimmer kommt, ist die Dreijährige bewusstlos. Sofort alarmiert der Großvater die Rettung.
Und hier beginnt der Skandal, vor dem Sanitäter schon seit Jahren warnen: In der chronisch unterbesetzten Station in Simmering ist der einzige Rettungswagen nicht verfügbar, der Notarzt ist bereits an einer anderen Adresse. Also muss ein Wagen aus dem Arsenal anrücken. Selbst an ruhigen Tagen braucht ein Auto laut Internet-Routenplaner zwölf Minuten zu dem Unfallort. Das Wetter ist schlecht, der Verkehr dicht. Es dauert, bis die Sanitäter endlich bei dem Kind ankommen.
Als Retter ankommen, ist Kind schon tot
Helfen können die Retter nicht mehr, die Dreijährige liegt tot vor dem Christbaum. Todesursache: vermutlich ein Infekt. Es dauert eine weitere Stunde, bis endlich der Psychologe der Stadt Wien bei den geschockten Eltern auftaucht. "Seit sieben Jahren habe ich an allen Stellen um mehr Wagen in Simmering gebettelt", ist Thomas Hebenstreit, Personalvertreter der Wiener Rettung, außer sich vor Zorn.
Michael Pommer, Kronen Zeitung
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