Biosprit aus Algen

Wiener Forscher wollen Öl aus Algen gewinnen

Wissenschaft
24.10.2008 16:46
In letzter Zeit ist Biodiesel ziemlich in Kritik gekommen, da sich die zur Gewinnung benötigten Anbauflächen als Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion herausgestellt haben. Der Einsatz von Algen als pflanzliche Biodiesel-Rohstoffe könnte hier eine Alternative bieten. Meeresbiologen der Universität Wien prüfen zurzeit in Kooperation mit der BioDiesel International Verarbeitungsformen und Erträge einer ölhältigen Mikroalge, die sich für die Erzeugung von Biodiesel eignet.

Dass aus Algen Öl gewonnen werden kann, ist bereits seit den 1970er-Jahren bekannt. Sie sind in ihrer fossilen Form immerhin an der Entstehung von Rohöl beteiligt. "Bisher wurde aber die Untersuchung aus Kostengründen nicht weitergeführt", so Forschungsleiter Friedrich Schagerl. Der finanzielle Aufwand für erforderliche Photobioreaktoren und die Entnahme der Algen aus dem Flüssigmedium sei groß, jedoch steige mit den Treibstoffpreisen das Interesse der Wirtschaft an dieser alternativen Gewinnung.

Doch auch lebende Schwebealgen enthalten für die Biomasse nutzbares Öl. Sie brauchen es zum Überleben, denn diese Ölpartikel machen die Alge leichter und verhindern ihr Absinken in Tiefe, wo es kein für die Photosynthese notwendiges Sonnenlicht gibt. Besonders hohen Fettgehalt haben die verschiedenen Arten der Grünalge Botryococcus (im Bild sind die Ölanteile der Alge an den hellen Flecken erkennbar).

Suche nach Alge mit dem besten Ölgehalt
Um die Verarbeitungsmöglichkeiten zu erforschen, isoliert das Wiener Forscherteam zunächst Algen aus verschiedensten Biotopen, züchtet sie und sucht nach ihrem maximalen Ölgehalt. "Die wichtigste Voraussetzung für das Wachstum von Algen ist das Sonnenlicht, das bei der Züchtung in nördlichen Regionen durch künstliche Beleuchtung ersetzt werden muss", erklärt Schagerl. Das Flüssigmedium, in dem die Algen wachsen, enthalte eine Nährlösung aus Phosphor, Stickstoff, Kohlenstoff und anderen mineralischen Stoffen, außerdem brauche die Pflanze zum Aufbau der Biomasse große Mengen an Kohlendioxid. "Das für den Photobioreaktor notwendige CO2 erhalten wir von einem Biomasse-Kraftwerk. So werden dessen Abgase selbst wieder als Biomasse gebunden", so der Wiener Meeresbiologe.

Hochwertiger Kraftstoff möglich
Der benötigte Rohstoff für Algensprit wächst schnell und die verlorene Agrarfläche ist im Vergleich zu Biodiesel aus Feldfrüchten klein. Doch auch von der Qualität des Algen-Biodiesels verspricht sich Schagerl einiges. "Durch eine nachträgliche Veresterung kann hochwertiger Kraftstoff hergestellt werden, die Anwendung ist sogar für das Flugzeugbenzin Kerosin denkbar." Die Qualität des Diesels hänge vor allem von der Art der Alge ab, so Schagerl abschließend. (pte)

Foto: Universität Wien

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