Auch bei Menschen?

Forscher können Erinnerungen bei Mäusen löschen

Wissenschaft
23.10.2008 15:32
US-Wissenschafter können nach eigenen Angaben gezielt bestimmte Erinnerungen bei Versuchstieren löschen - und hoffen nun darauf, dass sich in ferner Zukunft auch beim Menschen traumatische Erlebnisse aus dem Gedächtnis tilgen lassen. "Gezieltes Gedächtnis-Löschen gehört nicht länger ins Reich der Science Fiction", heißt es in einem jetzt veröffentlichten Beitrag der Forscher um Joe Tsien vom Medical College of Georgia. Natürlich wäre auch eine äußerst bedenkliche - von den Wissenschaftlern sicher nicht angestrebte - Verwendung der Methode zu militärischen Zwecken denkbar.

Die an Mäusen erprobte neue Technik könne womöglich eines Tages auch auf das menschliche Gehirn angewendet werden, um dort böse Erlebnisse oder tiefsitzende Ängste auszulöschen - während alle übrigen Erinnerungen erhalten blieben, schreiben die Wissenschafter im Magazin "Cell Press". Allerdings seien die Forschungen noch in einem sehr frühen Stadium.

Die Forscher machen sich die Erkenntnis zunutze, dass das Gedächtnis sich in vier verschiedene Stufen aufteilen lässt: Aneignen, Festigen, Speichern und Abrufen. Tsien zufolge können er und sein Team nun ein bestimmtes Protein bei genveränderten Mäusen manipulieren, das eine entscheidende Rolle beim Zusammenspiel der Hirnzellen spielt und damit wichtig für das Gedächtnis ist: Mit Hilfe des von den Labormäusen in besonders großer Menge ausgeschütteten Proteins ließen sich Informationen etwa aus dem Kurz- und Langzeit-"Angst-Gedächtnis" löschen, während sie abgerufen würden - während andere Erinnerungen im Mäusehirn keinen Schaden nähmen, erklärten die Forscher.

Traumatisierten Menschen könnte geholfen werden
"Die Ergebnisse zeigen eine erfolgreiche genetische Methode, um schnell und spezifisch bestimmte Erinnerungen auszulöschen, etwa jene an alte und neue Ängste - und zwar, ohne die Hirnzellen zu schädigen", erläuterten die Forscher. Tsien zufolge könnte diese Methode eines Tages beispielsweise bei Kriegsveteranen angewendet werden, die nach ihrer Heimkehr unter traumatischen Erinnerungen zu leiden hätten. Allerdings sei es noch viel zu früh, um auf ein Wundermittel zu hoffen: "Wir sind bisher kaum am Fuße eines sehr hohen Berges angekommen", erklärte Tsien.

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