Ursache unbekannt

Panne bei Test im Atomkraftwerk Temelin

Ausland
20.10.2008 23:02
Im südböhmischen Atomkraftwerk Temelin hat sich erneut eine Panne ereignet. Bei den Tests im ersten Block, die nach einer planmäßigen zweieinhalbmonatigen Pause folgten, wurde ein Problem an dem Durchfluss-Teil eines Niederdruck-Teiles der Turbine festgestellt. Das Personal hat die Test am Sonntag unterbrochen und kühlt nun den sekundären Teil des Blocks. Am Montag hagelte es zum wiederholten Mal Kritik am "technischen und ökonomischen Desaster" Temelin aus Oberösterreich.

In der zweiten Hälfte der Woche wird der betroffene Teil der Turbine geöffnet, um die Ursache der Panne festzustellen und entsprechende Reparaturen durchzuführen, teilte der Sprecher des Kraftwerkes Marek Svitak am Montag mit.

Der erste Block war planmäßig seit Ende Juli außer Betrieb. In der Pause wurde ein Viertel der Brennstäbe ausgetauscht. Die Pause dauerte um mehr als eine Woche länger als geplant, weil zwei von drei Systemen, die die Wärme aus Reaktorblock abführen sollen, repariert werden mussten.

Zwei neue Reaktoren geplant
Temelin wird unter anderem von österreichischen Atomgegnern als "Schrottreaktor" bezeichnet, weil das AKW westlichen Sicherheitsstandards nicht entspreche und es häufig zu Störfällen komme. Der tschechische Energiekonzern CEZ plant derzeit den Bau zweier weiterer Reaktoren in Temelin und hat kürzlich ein Umweltverträglichkeitsprüfungs-Verfahren eingeleitet.

Grüne sehen Bundesregierung gefordert
Die Grünen haben nach Bekanntwerden der erneuten Panne die Bundesregierung dazu gefordert, aktiv zu werden. Diese müsse auf die Einhaltung des Melker Abkommens bestehen und dessen Inhalte "endlich samt und sonders umsetzen", betonte Umwelt- und Energiesprecherin Ruperta Lichtenecker Montagnachmittag in einer Aussendung: "Ich fordere SPÖ und ÖVP dazu auf, die Anti-Atom-Politik auch bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen zu thematisieren."

Harsche Kritik aus Oberösterreich
Nach der neuerlichen Panne hat es am Montagnachmittag harsche Kritik aus Oberösterreich gegeben: Der Anti-Atom-Beauftragte des Landes, Radko Pavlovec, sprach in einer Presseaussendung von einem "technischen und ökonomischen Desaster", die Plattform atomstopp_oberoesterreich von einem "Sicherheitsrisiko".

Es sehe derzeit so aus, dass die Turbinen nicht mehr zu reparieren seien, erklärte Pavlovec. Angesichts der speziellen Anfertigung sei die Erzeugung und Einbau von Ersatzturbinen zeitlich und finanziell extrem aufwendig. "Die Bundesregierung sollte die erzwungene Betriebspause zu einer ernsthaften Diskussion über die nach wie vor ungelösten Sicherheitsprobleme in Temelin nutzen", forderte Pavlovec.

"Von Panne zu Panne"
Die "gravierenden Sicherheitsbedenken" im AKW Temelin seien nicht ausgeräumt, kritisierte atomstopp_oberoesterreich. Auch die Plattform nahm die Bundesregierung in die Pflicht: Sie müsse auf die lückenlose Umsetzung aller offenen Sicherheitsfragen aus dem Melker Abkommen beharren, "Wir werden nicht zulassen, dass Temelin von Panne zu Panne rumpelt und die Bevölkerung dem atomaren Risiko weiter schutzlos ausgeliefert ist", so atomstopp_oberoesterreich.

Landeshauptmann will weiterhin Druck machen
Der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) will auf rechtlicher und politischer Ebene weiterhin Druck gegen das südböhmische Atomkraftwerk Temelin machen. Die am Montag bekanntgewordenen Probleme an den Turbinen würden "in erschreckender Weise" die nach wie vor nicht gelösten Sicherheitsmängel unterstreichen, betonte er in einer Presseaussendung.

"Ich rufe daher die tschechische Regierung und die Betreiberfirma nochmals und eindringlich auf, dringend die im Melker Abkommen vereinbarten Sicherheitsstandards auf Punkt und Beistrich zu erfüllen", so Pühringer. Als Inhaber von grenznahen Grundstücken und damit als Betroffener werde das Land Oberösterreich versuchen, in diesem Verfahren Parteienstellung zu erlangen, um das Projekt zu stoppen, erklärte der Landeshauptmann.

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