Forscher alarmiert

Drastischer Einbruch der Schimpansen-Population

Wissenschaft
14.10.2008 11:53
Forscher des Leipziger Max-Planck-Institutes für evolutionäre Anthropologie schlagen Alarm. Sie berichten von einem dramatischen Einbruch der Schimpansen-Population an der Elfenbeinküste, wo die Zahl der Menschenaffen innerhalb von knapp zwei Jahrzehnten um 90 Prozent zurückgegangen ist. Im Vergleich zur letzten Zählung vor 18 Jahren fanden die deutschen Wissenschaftler nur noch ein Zehntel der Affen vor.

"Wir hatten nicht erwartet, dass es so katastrophal sein würde", sagte Hjalmar Kühl der Nachrichtenagentur AP. Er gehört zum Team des Leipziger Max-Planck-Institutes für evolutionäre Anthropologie, das in einem in der Fachzeitschrift "Current Biology" erschienen Artikel vom dramatischen Verschwinden der Menschenaffen berichtet.

Elfenbeinküste war Schimpansen-Hochburg
Mit geschätzt 100.000 Schimpansen sei die Elfenbeinküste in den 60er-Jahren noch eine Hochburg der Menschenaffen gewesen, schreiben die Forscher. Ende der 80er-Jahre seien es dann nur noch 8.000 bis 12.000 gewesen. Die heutige Population liege bei einem Zehntel. Das entspräche rund 1.000 Menschenaffen. Die Forscher machen vor allem den explosionsartigen Anstieg der menschlichen Bevölkerung, Abholzung und Wilderei für das Verschwinden der Schimpansen aus ganzen Regionen verantwortlich.

Forscher fanden kaum noch Schimpansen
Eigentlich seien die Forscher aufgebrochen, um die Auswirkungen einzelner Faktoren auf die Affenpopulation zu studieren, sagte Kühl. Doch als sie kaum noch Schimpansen gefunden hätten, hätten sie sich zu einer Bestandsaufnahme entschlossen, die jetzt auch auf die anderen Länder Westafrikas ausgedehnt werden soll. Offensichtlich könne man den alten Bestandszahlen nicht mehr vertrauen, sagte Kühl. "Ich befürchte, dass es in den anderen Ländern genauso verheerend sein wird." In ein bis zwei Jahren sollen vollständige Zahlen zur den westafrikanischen Schimpansen vorliegen.

Forscher sieht noch Hoffnung
Da Schimpansen - wie der Mensch - sehr viel Zeit und Energie in ihren Nachwuchs steckten, sei ihre Reproduktionsrate niedrig, schreiben die Forscher. Dadurch sei ihre Population besonders angreifbar.  Es gebe allerdings auch Hoffnung, betont Kühl. Im Tai-Nationalpark der Elfenbeinküste sei die Schimpansen-Population stabil geblieben. Das zeige, dass Schutzgebiete, die finanziell vernünftig ausgestattet seien, funktionierten, sagt er.

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