Hochstimmung ade

Wirtschaftswachstum schwächt sich deutlich ab

Österreich
02.10.2008 23:15
Österreichs Wirtschaft wird 2009 deutlich weniger stark wachsen, als noch im Juni vorausgesagt, sind sich Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und Institut für Höhere Studien (IHS) in ihrer am Donnerstag veröffentlichten Prognose einig. Das Wifo (im Bild links Karl Aiginger) geht nun von einem Plus von nur mehr 0,9 Prozent statt 1,4 Prozent aus. Das IHS (im Bild rechts Bernhard Felderer) nahm seine Prognose um 0,7 Prozentpunkte von 1,9 auf 1,2 Prozent zurück. Auch 2008 wird weniger gut laufen, als noch im Juni erwartet: 2,0 Prozent Wirtschaftswachstum statt 2,3 Prozent (Wifo) bzw. 2,2 Prozent (IHS) sagen die beiden Institute jetzt für heuer voraus.

Die Differenz zwischen den beiden Prognosen ist diesmal besonders brisant, da Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V) vor einer Woche bei einem "Konjunkturgipfel" gesagt hatte, "wenn die Wachstumsprognose fürs nächste Jahr unter ein Prozent sinkt, dann ist Alarmstufe Eins gegeben", dann sei ein Konjunkturpaket nötig. Beide Institute gehen davon aus, dass die realwirtschaftlichen Auswirkungen der US-Bankenkrise gering bleiben, sich die Wirtschaftslage im ganzen Euroraum aber verschlechtern wird.

Inflation nimmt ab - keine Lohn-Preis-Spirale
Das geringere Wachstum 2009 geht mit einer niedrigeren Inflation einher. Die Verbraucherpreise werden nach heuer 3,4 Prozent 2009 nur mehr um 2,2 Prozent (Wifo) bzw. 2,3 Prozent (IHS) zulegen. Die Verringerung des Mehrwertsteuersatzes auf Medikamente und die Abschaffung der Studiengebühren werden inflationsmindernd wirken, schreibt das Wifo. Das IHS rechnet damit, dass sich der Anstieg bei den internationalen Rohstoffpreisen nicht fortsetzt und dass eine moderate Lohnpolitik das Entstehen einer Lohn-Preis-Spirale verhindert.

Arbeitslosenquote steigt 2009 wieder
Zugleich wird auch die Arbeitslosenquote erstmals seit 2005 wieder steigen, und zwar um 0,3 Prozentpunkte auf 4,2 Prozent (Wifo) bzw. 4,4 Prozent (IHS) nach Eurostat-Definition. Nach alter österreichischer Definition wären es 6,3 Prozent, sind sich die Institute einig. Der Zuwachs an Beschäftigung wird mit 0,5 Prozent (Wifo) bzw. 0,4 Prozent (IHS) niedriger ausfallen als in den vergangenen fünf Jahren. Das gesamtstaatliche Defizit wird nach Annahme beider Institute von heuer 0,6 Prozent auf 1,0 Prozent 2009 steigen. Dadurch könne die öffentliche Hand zwar eine angemessene expansive Wirkung ausüben, das laufe aber den vereinbarten Sparbemühungen zuwider, so das Wifo.

Realeinkommen legen zu
Der private Konsum bleibt 2009 in Österreich schwach, wobei das Wifo von einem Plus um 1 Prozent ausgeht, das IHS prognostiziert einen Anstieg um 1,3 Prozent. Das Nachlassen der Inflation und die expansive Fiskalpolitik begünstigten zwar die Haushaltseinkommen, aber der Abschwung am Arbeitsmarkt wirke dämpfend. Auch sagt das Wifo 2009 wieder einen Anstieg der Realeinkommen voraus, um 1,1 Prozent brutto bzw. 0,7 Prozent netto. Brutto dürften die Verdienste pro Kopf um 3,3 Prozent zulegen. Auch das IHS erwartet einen Anstieg der Bruttolöhne pro Beschäftigtem von 3,2 Prozent.

Kein Zusammenhang mit US-Finanzkrise
Im Euroraum insgesamt habe sich die Wirtschaftslage heuer "nach einem schwungvollen Jahresanfang" verschlechtert. Das habe aber weniger mit der Finanzkrise als mit der schwächeren Konjunktur in den USA, dem schwachen Dollar und den hohen Rohstoffpreisen zu tun, so das Wifo. Im Gegensatz zu den USA fehlten im Euroraum konjunkturpolitische Maßnahmen weitgehend. Eine Verbesserung beim Wirtschaftswachstum werde es im zweiten Halbjahr 2009 geben. Das Wirtschaftswachstum in Europa werde aber 2008 und 2009 unter jenem der USA liegen.

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