"Uhrwerk orange"

Der Uhrturm – vom Wahrzeichen zur Werbefläche

Steiermark
03.10.2008 11:07
Einen ungewöhnlichen Anblick bietet das bedeutendste Grazer Wahrzeichen in den nächsten Monaten. Der Konzern "Orange" nutzt den Uhrturm zu einer spektakulären Werbeaktion. Hinter der Fassade passiert viel: Der Uhrturm wird endlich saniert, die Einnahmen aus der Werbung finanzieren die Restaurierung zu einem großen Teil. Stadtrat Rüsch: "Ein Großteil der Grazer findet das gut" - siehe Interview am Storyende.

Das Grazer Wahrzeichen bedarf seit längerem dringend einer Renovierung. Das Holz des Wehrgangs ist morsch, auch in die Mauern ist Feuchtigkeit eingezogen. Mit 500.000 Euro schlägt die "Entwässerung" des 750 Jahre alten Gebäudes voraussichtlich zu Buche.

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ÖVP-Stadtrat Gerhard Rüsch: "Die Sanierung ist enorm wichtig, der Uhrturm bekommt in den nächsten Monaten ein 'Facelifting'". Die altehrwürdige Schönheit des Wahrzeichens muss dafür natürlich hinter einem Gerüst verschwinden. Dass man ein Gerüst als Werbefläche nutzt, ist keine ganz neue Idee. Bereits beim Grazer Rathaus vor zehn Jahren und auch bei der Opernrenovierung kam Werbung zum Einsatz.

"Orange" suchte nach innovativer Werbeform
Der französische Telekom-Riese "Orange" nutzt die spektakuläre Werbefläche im Rahmen seiner massiven Kampagne zur Markeneinführung. Sabine Bauer von "Orange": "Wir haben nach besonders innovativen Werbeformen gesucht. Und wir sind auch froh, damit einen Beitrag zur Sanierung zu leisten."

Der "Orange-"Werbespruch zieht eine Verbindung zum "steirischen herbst". Ein eigenständiges Kunstwerk hat die Fassade auch, diverse Augenpaare umrahmen die Werbung. Der in Hongkong lebende Ennstaler Emil Herker will mit seinem "Overflow" kritisch auf das Konsumverhalten in unserer Gesellschaft hinweisen.

Nachgefragt:

Herr Stadtrat Gerhard Rüsch, wie waren denn die ersten Reaktionen auf die "Verhüllung" des Grazer Uhrturms?
"Wir haben natürlich auch Briefe und Mails von Menschen bekommen, die nicht gar so begeistert sind, aber die überwiegende Zahl der Grazer findet es gut, dass wir auf diese Art und Weise einen Teil der Sanierung finanzieren."

Was sagen Sie denen, die nicht begeistert sind?
"Wir holen uns durch die Werbung ja nicht nur das Geld für die Sanierung. Das Ganze ist darüber hinaus auch als Kunstaktion gedacht. Wir achten sehr auf die Form bzw. den Inhalt der Plakate. Politische Werbung, sexuelle oder rassistische Darstellungen hätten wird niemals geduldet. Auch Werbung für Alkohol oder Zigaretten ist natürlich tabu."

Welche Sanierungsarbeiten werden gemacht?
"Ein großes Problem ist die permanenten unterirdische Feuchtigkeit. Die setzt dem Grazer Wahrzeichen extrem zu. Wir dichten den Uhrturm jetzt sozusagen ab, etwa durch Drainagen. Ein Problem ist, dass es der Denkmalschutz verbietet, Regenrinnen zu befestigen, damit das äußere Erscheinungsbild erhalten bleibt. Darüber hinaus wird auch der hölzerne Wehrgang runderneuert. Kurzum: Der 750 Jahre alte Uhrturm wird fit gemacht für die nächsten 500 Jahre."

Wann genau wird die komplette Sanierung abgeschlossen sein?
"Im Juni oder Juli 2009. Also genau rechtzeitig zum großen Jubiläum, denn vor 200 Jahren, nämlich 1809, setzten die Grazer Bürger einen, wie ich finde, beispiellosen Akt. Sie sammelten Geld und kauften den Franzosen den Uhrturm samt einigen anderen Gebäuden ab, um ihn vor dem Abriss zu bewahren."

Ist es nicht eine Ironie der Geschichte, dass das Unternehmen "Orange", das jetzt auf dem Uhrturmgerüst Werbung macht, ausgerechnet ein französisches ist?
"Ja, irgendwie schon (lacht). Die Stadt bekommt jetzt das Geld zurück, das sie einst an Napoleon bezahlt hat..."

von Gerald Richter, Martin Gasser "Steirerkrone" und steirerkrone.at

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