Tod bei Entbindung

Landesrätin lässt zehn weitere Fälle untersuchen

Österreich
20.09.2008 12:05
Der Fall jener 41-jährigen Oberösterreicherin, die Anfang September bei der Geburt ihres vierten Kindes gestorben ist, zieht noch viel weitreichendere Konsequenzen nach sich. Gesundheitslandesrätin Silvia Stöger lässt jetzt zehn weitere Patientenakten aus dem betroffenen Landeskrankenhaus Gmunden (Foto) prüfen. Mittlerweile habe der Primar von Vöcklabruck die Leitung der Abteilung interimistisch übernommen, gab die Spitalbetreiberin, die "Gesundheits- und Spitals-AG" (kurz: GeSpAG) bekannt.

Bei der 41-jährigen Patientin war es während der Entbindung plötzlich zu gravierenden Problemen gekommen, sie starb trotz einer Notoperation. Das Baby überlebte. Am Donnerstag - rund zweieinhalb Wochen nach dem Tod der Frau - überraschte die GeSpAG mit der Meldung, dass die Krankengeschichte offenbar manipuliert worden sei. Das Dienstverhältnis mit dem Primar wurde mit sofortiger Wirkung gelöst, der behandelnde Oberarzt suspendiert und ein Disziplinarverfahren eingeleitet.

„Bedauerlicher Einzelfall“
Das Spital in Gmunden sei bisher nicht negativ aufgefallen, hieß es einhellig bei der GeSpAG und der Patienten- und Pflegevertretung des Landes sowie aus dem Büro der Gesundheitslandesrätin. Dennoch hat Stöger nun eine Überprüfung des gesamten vergangenen halben Jahres veranlasst. Zehn Fälle schwerer Entbindungen im Gmunden sollen genauer unter die Lupe genommen werden. Es gebe keinen konkreten Verdacht, man wolle nur sichergehen, dass es sich bei der aktuellen Affäre um einen Einzelfall handle, so die Begründung. Die angeforderten Krankengeschichten werde man unverzüglich zur Verfügung stellen, sagte der Ärztliche Leiter Johann Ecker. „Es besteht aber aus unserer Sicht keine Veranlassung an der korrekten Dokumentation in anderen Fällen zu zweifeln. In diesem bedauerlichen Einzelfall haben zwei Ärzte ihre Dienstpflichten gröblichst verletzt“, erklärte er.

Die reibungslose Patientinnenversorgung im Landeskrankenhaus Gmunden sei durch die Bestellung eines interimistischen Primars sichergestellt, informierte die GeSpAG am Donnerstag. Die neue Hotline (Tel.Nr.: 050-554/73-222 55) werde gut angenommen.

Polizeiermittlungen laufen weiter
Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft laufen indes weiter. Bisher habe sich nichts Neues ergeben, ein gerichtsmedizinisches Gutachten stehe noch aus, so Sicherheitsdirektor Alois Lißl. Die beiden Mediziner seien bisher zu dem Fälschungsvorwurf – sie sollen nach dem Tod der Patientin einen neuen, manilpulierten Akt angelegt haben, noch nicht einvernommen worden, das solle aber demnächst geschehen.

Witwer bekommt Hilfe von Kollegen
Der Witwer, der sich nun allein um seine vier Kinder kümmern muss, darf auf die Hilfe seines Arbeitgeber und seiner Kollegen hoffen: Derzeit werde ein umfangreiches Paket geschnürt, um ihn zu unterstützen, hieß es aus dem Unternehmen.

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