Schreckliche Details

Tiroler Rekrut wurde regelrecht gefoltert!

Österreich
16.09.2008 21:36
Im Misshandlungsfall in der Salzburger Krobatin-Kaserne werden seit Dienstag neun verdächtige Soldaten von der Polizei einvernommen, die ihren 20-jährigen Tiroler Kameraden am 11. September schwer misshandelt haben sollen. Die Vernehmung des 20-Jährigen förderte zuvor erschütternde Details der „Abreibung“ zu Tage: Der Rekrut wurde mit Kabelbindern ans Bett und danach an eine Laterne gefesselt, dann sollen ihn die Kameraden verprügelt haben, Heuschrecken und Mehlwürmer wurden ihm in die Unterhose gesteckt und sein Genitalbereich mit Tabasco eingeschmiert. Die Anklagebehörde ermittelt wegen schwerer Körperverletzung und Freiheitsentziehung.

Der „Anlassbericht“, den die Polizeiinspektion St. Johann der Staatsanwaltschaft Salzburg am Montag übermittelt hat, beruht auf den Aussagen des Opfers und eines beteiligten 19-jährigen Tiroler Rekruten vor dem Kompaniekommandanten. Der 20-Jährige sei durch seinen Alkoholkonsum öfters negativ aufgefallen. Andere Soldaten hätten sein Fehlverhalten mit ausbaden müssen, was auch Anlass der „Abreibung“ gewesen sein dürfte, hieß es.

Tortur in der Kaserne
In der Nacht auf vergangenen Donnerstag wurde der Rekrut „mit Kabelbindern ans Bett gefesselt, anschließend wurde das Bett aufgestellt, so dass der Festgebundene auf den Zehenspitzen zu stehen kam“, schildert der stellvertretende Sprecher der Staatsanwaltschaft, Marcus Neher. Die Angreifer umhüllten den Kopf des Rekruten mit einem Leintuch und versuchten, ihm mit einem Schlauch ein Getränk einzuflößen - laut dem Opfer handelte es sich um hochprozentigen Alkohol. Weil er in den Schlauch biss und den Zufluss absperrte, ist die Zwangsmaßnahme gescheitert. Danach steckten ihm die Soldaten Heuschrecken und Mehlwürmer in die Unterhose, schmierten seinen Genitalbereich mit Tabasco ein und trugen den Tiroler samt dem Bett ins Freie. Dort banden sie ihn an einen Laternenmast. Wegen seiner Hilferufe wurden andere Rekruten aufmerksam und befreiten ihn.

Dass der junge Mann geschlagen wurde bzw. Verletzungen davongetragen hat, bestätigt die medizinische Untersuchung. Der Arzt, den der junge Mann aufgesucht hatte, stellte einen verschobenen Nasenbeinbruch fest. Ob diese Verletzung, die nun operiert werden muss, von dem Vorfall herrührt, aber „muss noch abgeklärt werden“, so Neher. Auch Prellungen und Schürfwunden wurden attestiert.

Rekruten getrennt untergebracht - auch Heer ermittelt
Alle beteiligten Rekruten sind am Montag in die Kaserne zurückgekehrt. Das mutmaßliche Opfer versieht aber getrennt seinen Dienst, erklärte Militärsprecher Gerald Gundl. Die Betroffenen - sie rüsten alle in zwei Wochen ab - werden auch noch in den nächsten Tagen von einem Heerespsychologen betreut. Er versucht, die Spannungen gruppendynamisch zu lösen. Gleichzeitig ermittelt das Heer wegen Vergehen nach dem Militärstrafgesetz und dem Heeresdisziplinargesetz.

Über das Erhebungsergebnis der Exekutive wird der Pressestelle des Landespolizeikommandos ein Vorfallsbericht vorgelegt, sagte ein Polizist: „Vorher geben wir keine Aussagen der Verdächtigen bekannt.“ Strafrechtlich könnten die neun Verdächtigen wegen schwerer Körperverletzung belangt werden. Wenn sich mindestens drei Personen zur Tat verabreden, kommt der Paragraf 84 des Strafgesetzbuches zur Anwendung, erläuterte der Staatsanwalt.

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