"Fahrt zur Hölle!"

Bolivien und Venezuela legen sich mit den USA an

Ausland
12.09.2008 08:16
Die innenpolitische Krise in Bolivien hat zu schweren diplomatischen Verstimmungen zwischen den USA und den linksgerichteten Regierungen in La Paz und Caracas geführt. Nachdem bereits die USA und Bolivien den Abzug ihrer Botschafter aus dem jeweils anderen Land angekündigt hatten, forderte am Donnerstagabend (Ortszeit) auch der venezolanische Präsident Hugo Chávez den US-Botschafter in Caracas, Patrick Duddy, zum Verlassen des Landes auf. Zugleich berief er den venezolanischen Botschafter in Washington ab. Er habe aus Solidarität mit Bolivien gehandelt, so Chávez. "Scheiß-Yankees, geht zum Teufel!", schimpfte der international umstrittene Präsident. "Wir sind ein Volk mit Würde, also fahrt hundert Mal zur Hölle!"

Boliviens Präsident Evo Morales hatte dem US-Botschafter in La Paz, Philip Goldberg, am Mittwoch die Unterstützung der Opposition - und damit Einmischung und Parteilichkeit - vorgeworfen und ihn zum Verlassen des Landes aufgefordert. Eine entsprechende Note sei dem Diplomaten am Donnerstag übergeben worden, sagte der Außenminister David Choquehuanca. "Ein ausgewiesener Diplomat hat 48 bis 72 Stunden für die Ausreise", fügte er hinzu. "Wir wollen, dass sie (die USA) einen anderen Botschafter benennen, aber in der diplomatischen Note betonen wir, dass wir die wirtschaftlichen Beziehungen auch weiterhin aufrechterhalten wollen", sagte Choquehuanca weiter.

Am Donnerstag erklärte die US-Regierung den Vertreter Boliviens in Washington ebenfalls zur unerwünschten Person. Der Schritt sei die Antwort auf eine "unbegründete Handlung" Boliviens, sagte Außenamtssprecher Sean McCormack in Washington. Die Vorwürfe gegen US-Botschafter Goldberg, die Opposition zu unterstützen und die Spaltung Boliviens zu betreiben, seien "haltlos". Ihn auszuweisen, sei ein "schwerer Fehler", der die beiderseitigen Beziehungen "ernsthaft beschädigt" habe.

Gewaltsame Zusammenstöße in Bolivien
Unterdessen verschärfte sich in Bolivien der Konflikt zwischen Indio-Präsident Morales und den von der Opposition dominierten Regionen des Landes. Bei gewaltsamen Zusammenstößen von Anhängern beider Seiten kamen am Donnerstag mindestens neun Menschen ums Leben, 32 weitere wurden nach Medienberichten verletzt. Kern des Konflikts ist der Versuch Morales', den Wohlstand aus dem rohstoffreichen Osten und Süden des Landes zugunsten der vor allem im westlichen Hochland lebenden und seit Jahrhunderten benachteiligten Indios umzuverteilen.

Chávez droht mit militärischem Eingriff
Chávez warnte vor einem Sturz der Regierung Morales und drohte mit einem Eingreifen. "Ohne mich in interne Angelegenheiten Boliviens einmischen zu wollen, appelliere ich an die Militärs in Bolivien: Wenn Evo gestürzt wird, wenn Evo getötet wird, dann glaubt mir, dass ich in dem Fall grünes Licht haben werde, um jede bewaffnete Bewegung in Bolivien zu unterstützen".

Wie Chávez weiter mitteilte, habe es kürzlich auch gegen seine Regierung einen Umsturzversuch gegeben. Mehrere Menschen seien festgenommen worden, darunter frühere und aktuelle Angehörige der Streitkräfte. Man habe ihn stürzen und ermorden wollen, versicherte der frühere Oberstleutnant. Hinter dem Komplott stecke "der Imperialismus", versicherte Chávez in Anspielung auf die USA. "Wir stehen vor einer neuen imperialistischen Offensive, einer kontinentalen Offensive in der Karibik, in Bolivien und in Venezuela."

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