Meistens teurer

Nur 10 % der Verkehrsprojekte richtig kalkuliert

Österreich
11.09.2008 15:08
Bei lediglich einem von zehn Verkehrs- oder Infrastrukturprojekten stimmen Kalkulation und Prognose. Die restlichen Vorhaben seien entweder teurer als angenommen oder sie werden - wie etwa der Eurotunnel - von der Bevölkerung wenig genutzt. In Österreich komme es dadurch jährlich zu "Fehlinvestitionen" von rund 300 Millionen Euro, sagte die Grüne Verkehrssprecherin Gabriela Moser am Donnerstag.

Bei der überwiegenden Mehrheit der Verkehrsprojekte gebe es eine "deutliche Abweichung" zwischen der Prognose und den tatsächlichen Werten, informierte der Geschäftsführer der Beratungsfirma "17&4", Christian Schrefel. So zeige eine 2002 verfasst Studie der Rating-Agentur Standard & Poor's, dass in 28 von 32 international untersuchten Straßen-, Tunnel- und Brückenbauten die Verkehrsnachfrage als zu hoch eingestuft wurde. Im Durchschnitt wurden nur 70 Prozent der prognostizierten Verkehrsmenge erreicht.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch die Studie eines dänischen Forschers. Bei 27 untersuchten Schienenverkehrsprojekten war in mehr 90 Prozent der Fälle die Fahrgast-Prognose überhöht. Bei mehr als 72 Prozent wurden die Annahmen um mehr als zwei Drittel überschätzt.

300 Millionen Euro Fehlinvestitionen
In den Studien wurden zwar keine österreichischen Projekte unter die Lupe genommen, aber regional würde es kaum Unterschiede geben, sagte Schrefel. Wie hoch die Summe ist, die durch Fehlprognosen in Österreich verloren geht, konnte Schrefel nicht beziffern. Moser schätzt aber, dass 10 Prozent der investierten Summe "Fehlinvestitionen", also 300 Millionen Euro, sind. Hierzulande würden jährlich zwischen 3 und 4 Milliarden Euro von ÖBB und Asfinag verbaut.

Kritik an Rot-Schwarzem "Verschwendungsprogramm"
Werner Faymann (SPÖ) und Wilhelm Molterer (ÖVP) stünden für "ein gewaltiges Verschwendungsprogramm", kritisierte Moser. Als Verkehrs-und Finanzminister hätten sie in den vergangenen beiden Jahren "unverantwortliche Ausweitungen der Infrastrukturinvestitionen" zu verantworten.

Grüne wollen Aufschub bis zu neuem Gesamtkonzept
Um Steuerzahler von "künstlich legitimierten Großprojekten" zu befreien, fordern die Grünen einen Aufschub beim hochrangigen Straßenbau. Dies soll gelten, bis ein neues Gesamtverkehrskonzept für Österreich vorliegt. Aufgrund des neuen Konzepts müsse ein entsprechend reduziertes Bauprogramm bei hochrangigen Straßen "mit höherer Resistenz gegen Wünsche von beispielsweise wahlwerbenden Landeshauptleuten" verankert werden. Die eingesparten Mittel sollten etwa dem Schuldenabbau der Asfinag sowie der Querfinanzierung der öffentlichen Verkehrsmittel dienen.

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