Übernahme fix

Conti stimmt Einstieg der Schaeffler-Gruppe zu

Österreich
21.08.2008 14:40
Die von der gebürtigen Österreicherin Maria-Elisabeth Schaeffler (Bild) - sie zählt zu den reichsten Frauen der Welt - geführte deutsche Schaeffler-Gruppe wird den Autozulieferer und Reifenhersteller Continental in Hannover übernehmen. Nach einer Wochen dauernden Übernahmeschlacht hat der Reifenhersteller in der Nacht auf Donnerstag bekannt gegeben, dass man eine "weitreichende Investorenvereinbarung" mit der Schaeffler-Gruppe getroffen habe. Kernpunkt ist die Zusage der Schaeffler-Gruppe, sich in den nächsten vier Jahren auf eine Minderheitsbeteiligung bei Continental zu beschränken.

Das bayerische Autozulieferunternehmen Schaeffler hatte Bankenkreisen zufolge 16,1 Milliarden Euro aufgetrieben, um die Übernahme seines Konkurrenten zu finanzieren. Vor vier Wochen legte die Schaeffler-Gruppe ein erstes Übernahmeangebot und erklärte, dass es bereits auf 36 Prozent der Conti-Aktien Zugriff habe.

Offiziell konnte sich Schaeffler acht Prozent der Aktien zu Preisen weit unter dem offiziellen Angebotspreis von 70,12 Euro sichern. Branchenexperten hegten kaum mehr Zweifel, dass Schaeffler die Übernahme der Semperit-Mutter Continental früher oder später glücken würde. Vor diesem Hintergrund stimmte der deutsche Reifenriese formellen Gesprächen mit Schaeffler zu.

Deutscher Ex-Kanzler Schröder als Garant
Mit der nun geschlossenen Rahmenvereinbarung "wird die Auseinandersetzung um das Übernahmeangebot des fränkischen Familienunternehmens beigelegt", heißt es in einer Pflichtmitteilung lapidar. Die bis mindestens Frühjahr 2014 geschlossene Vereinbarung enthält zahlreiche Beschränkungen und Auflagen für den künftigen bestimmenden Continental-Eigner.

Als Garant für die Interessen aller Beteiligten - einschließlich der Arbeitnehmer - wird darin der frühere deutsche Kanzler Gerhard Schröder namhaft gemacht. Er hat das Recht, "jederzeit gerichtlich und außergerichtlich" die Erfüllung aller Verpflichtungen durch Schaeffler geltend zu machen.

Vier Jahren nur Minderheitsbeteiligung
Laut der Vereinbarung muss Schaeffler den Angebotspreis von 70,12 auf 75,00 Euro je Continental-Aktie erhöhen, wodurch die Aktionäre eine Prämie von 39 Prozent im Vergleich zum Aktienkurs vor Bekanntwerden der Übernahmeabsicht bekommen. Schaeffler verpflichtet sich zudem, in den nächsten vier Jahren maximal einen Anteil von 49,99 Prozent an Continental zu halten. Sollte der fränkische Autozulieferer innerhalb dieses Zeitraums seine Anteile wieder veräußern wollen, müsse er einem von Schröder genannten Käufer ein Vorkaufsrecht einräumen.

Formell werden praktisch alle bedeutenden Weichenstellungen im Unternehmen dem Einfluss der Schaeffler-Gruppe entzogen. So verpflichtet sich Schaeffler in der Vereinbarung, die bisherige Strategie und Geschäftspolitik des Vorstands einschließlich des Markt- und Markenauftritts zu unterstützen und keine Verkäufe "oder sonstige wesentliche Strukturmaßnahmen" zu verlangen.

Gegen den Willen des Continental-Vorstands sei auch keine Veränderung in Bezug auf Unternehmensform, Sitz, Konzernzentrale, Geschäftsbereiche, Börsennotierung, Dividendenpolitik und Verschuldung möglich. Auch Betriebsvereinbarungen, Tarifverträge für die Conti-Mitarbeiter sowie die paritätische Mitbestimmung von Arbeitgeber und Arbeitnehmern im Betrieb sind vor einem Angriff durch Schaeffler geschützt. Zudem muss der fränkische Autozulieferer negative Effekte auf Conti-Finanzierungsverträge sowie steuerliche Nachteile, die sich durch die Übernahme ergeben, bis zu einem Betrag von 522 Millionen Euro ausgleichen.

Conti-Vorstandschef zurückgetreten
Vorstandschef Wennemer, der sich gegen den Einstieg der Schaeffler-Gruppe gewehrt hatte, hat um die Entbindung von seinem Amt mit Ende August gebeten habe. Mit der Vereinbarung zwischen der Schaeffler-Gruppe und Continental sei "ein neues Kapitel in der Unternehmensgeschichte" aufgeschlagen worden, hieß zur Begründung. Wennemers Nachfolger werde "kurzfristig" ernannt werden.

"Reifen-Rambo" Wennemer, der seit September 2001 an der Conti-Spitze stand, hatte vehement gegen die Übernahme des Unternehmens durch Schaeffler gekämpft. Medienberichten zufolge kam es daher zu einem Zerwürfnis zwischen Wennemer und dem Aufsichtsrat. Dessen Vorsitzender Hubertus von Grünberg soll eine rasche Einigung mit Schaeffler favorisiert haben.

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