Ötzis Ende

Ötzis letzte Lebensstunden

Wissenschaft
27.09.2003 18:17
Ötzis Tod - für immer ein Rätsel! Die Stunden davor jedoch werden jetzt im Naturhistorischen Museum in Wien zum Leben erweckt. Die Ötzi-Sonderausstellung ist vom 1. Oktober bis zum 31. Jänner geöffnet und bietet tiefe Einblicke in Ötzis Leben und sein jähes Ende.
"Ötzis Entdeckung, das Mysterium seinesTodes, aber auch die allerletzten Stunden seines Lebens - trotzneuester wissenschaftlicher Erkenntnisse wurden noch die allerwenigstenGeheimnisse gelüftet. Vieles wird wohl für immer imHalbdunkel ungeschriebener Geschichte verborgen bleiben", sagtDozent Bernd Lötsch, Direktor des Naturhistorischen Museums.
 
Wenige Stunden nach Erscheinen dieser Reportage,ab dem 1. Oktober, werden Lötsch und sein Team die Besucherder offiziellen Ötzi-Sonderausstellung des Bozener Archäologie-Museums- sie wurde bisher nur in Rom gezeigt - in die geheimnisvolleLebenswelt des Mannes aus den Tiefen der Vorzeit entführen.Eine Welt, die sich aber erst vor zwölf Jahren den Menschenvon heute offenbarte - denn erst damals, an einem Spätsommertagim September, gab das ewige Eis am Tisenjoch jene 5300 Jahre alteNassmumie frei, die später als Ötzi in die Geschichteeingehen sollte!
 
Das Blut von vier verschiedenen Menschenklebte an Ötzis Waffen
Seither arbeiten mehr als ein Dutzend hoch spezialisierteForschergruppen an der weltweit einzigartigen, aufregenden archäologischenEntdeckung - und jede Stunde erfahren die Wissenschafter mehrüber Ötzi und seine Lebenswelt. "Der australische ForscherProfessor Loy fand auf Ötzis Waffen und Geräten dasBlut von vier verschiedenen (!) Menschen. Allein diese Umständewären Stoff für Actionfilme und Kriminalromane. Wirwissen nur, dass eine Pfeilspitze das Schulterblatt durchschlug,in den Weichteilen knapp vor der Lunge stecken blieb und einenstundenlangen Todeskampf nach sich zog. Doch das Motiv des Verbrechensbleibt ein Rätsel", sagt Lötsch, der die Ötzi-Mumiefür das Naturhistorische Museum für die Sonderausstellungbesuchte. Der Körper des Menschen von damals liegt bei sechsGrad Celsius und 98 Prozent Luftfeuchtigkeit im Kühlraumdes Bozener Archäologie-Museums - ein Guckloch lässttiefe Blicke zu!
 
3-D-Techniken statt dem echten Ötzi
Nach Wien konnte der in den Südtiroler Alpenan den Folgen einer Schussverletzung verstorbene Ötzi allerdingsnicht "reisen". Denn die sorgsam in einer Kühlzelle konservierteLeiche ist absolut nicht transportabel - täte man es doch,Ötzis sterbliche Überreste wären für immerfür die Nachwelt verloren. Dafür wird das NaturhistorischeMuseum den Eindruck des bis in alle Ewigkeit ruhenden Eismannesdurch authentische 3-D-Techniken vermitteln. Als würdigerErsatz dazu kommen eine erschreckend ähnliche und absolutauthentische Nachbildung der Ötzi-Mumie. In Videoproduktionen,Hörbildern, faszinierenden Materialproben und Animationenerwacht zumindest seine Welt zu neuem Leben. Vor allem auch, weilSzenen aus Kurt Mündls meisterhaftem Ötzi-Film zugespieltwerden.
 
War Ötzi ein Schamane?
"Wir haben außerdem Reproduktionen seiner Waffen,die Gebrauchsgegenstände, seine Bekleidung und natürlichsein Erscheinungsbild. Bei uns ist etwa ein Grasmantel zu sehen,den der Mann als Regenschutz über sein Haupt gelegt hat -ein Wetterschutz der vorindustriellen Zeit. Oder auch eine Fellkraxnaus Weidenholz, die bis vor kurzem noch im Alpenraum in Verwendungwar", sagt Bernd Lötsch, dessen Sonderausstellung auch neuesteForschungserkenntnisse rund um den Eismann präsentiert. Undda ist Faszinierendes dabei - etwa, dass Ötzi, der bei seinemTod das damals weise und gesegnete Alter von 45,7 Jahren erreichthatte, einen getrockneten Fliegenpilz in seinem Birkenrindbechermit sich trug - war er ein Schamane? Und dann ist da noch dieSache mit seinem Lieblingsessen - Ötzis letzte Mahlzeit bestandaus Fleisch, Gemüse sowie Einkorn in Form von Brot und Brei!
 
Doch die eindringlichste Botschaft dieser wichtigenarchäologischen Entdeckung stammt von der Fundstelle selbst.Denn dort, wo Ötzis Leiche durch die Kälte 5300 Jahrekonserviert war, fand man heuer kein Stäubchen Schnee mehr.Lötsch: "Ein erschreckendes Zeichen der fortschreitendenKlimaerwärmung!" Die Sonderschau im Naturhistorischen Museumwird die Besucher allerdings noch einmal weit in die Geschichtezurückführen. Als ein Mann im ewigen Eis seinen Todfand...
 
Die Ötzi-Sonderausstellung istbis 31. Jänner geöffnet. An bestimmten Tagen zeigenWissenschafter, wie in der Urzeit Fell, Leder und Knochen bearbeitetwurden. Außerdem gibt es ein eigenes Abenteuer-Programmfür Kinder. Im Rahmen der Ausstellung gibt es auch ein Gewinnspiel,der Hauptgewinner darf Ötzi bei einer Reise nach Südtirol"persönlich" kennen lernen. Infos: 01/521 77/335.
 
Von Mark Perry
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