"Krone"-Serie

Zurück in die Zukunft des Waldes

Wissenschaft
18.02.2016 13:14

Der aktuell steigende CO2-Gehalt wirkt sich positiv auf den Wald aus.

Das "Waldsterben" war vor 30 Jahren in aller Munde. Heute spricht niemand mehr davon, und Österreichs Wald wächst besser als je zuvor. Die Zukunft des Waldes zu verstehen ist also offensichtlich keine einfache Sache - und gerade deshalb beschäftigt sich Rupert Seidl vom Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur (BOKU) damit. Er blickt dabei zuerst zurück in die Vergangenheit, denn die Jahrringe der Bäume geben Aufschluss über ihre Reaktion auf vergangene Stresssituationen. In einem vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) geförderten Projekt speisen Seidl und sein Team derartige Daten aus der Vergangenheit in Computermodelle, um die Zukunft des Waldes abschätzen zu können.

Und die birgt durchaus Überraschungen: Der aktuell steigende CO2-Gehalt in der Atmosphäre wirkt sich nämlich zunächst einmal positiv auf den Wald aus, da CO2 eine Grundlage für Pflanzenwachstum darstellt. Von diesem positiven Effekt können vor allem die Wälder der Gebirgsregionen profitieren, wo die damit einhergehende Erwärmung auch zu längeren Wachstumsperioden führt. Anders sieht es jedoch in den Tieflagen aus, wo zum Teil heute schon Wasserknappheit herrscht: Hier können steigende Temperaturen und längere Trockenperioden dazu führen, dass der Wald langsamer wächst und sich zunehmend an Trockenheit angepasste Baumarten, wie Eichen und Kiefern, durchsetzen.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit lassen die Simulationen der Forscher auch eine Zunahme von Störungen erwarten, also ein vermehrtes Auftreten von Schadinsekten und Windwürfen. Doch diese Störungen sind ein Mechanismus der natürlichen Anpassung, und der nachwachsende Wald ist oft besser an die zukünftigen Bedingungen angepasst. Nicht zuletzt greift auch der Mensch steuernd ein. Auf Basis der Simulationen der BOKU-Forscher lassen sich aus den vielen waldbaulichen Handlungsoptionen jene herausfiltern, welche am besten dazu geeignet sind, den Wald fit für die Zukunft zu machen. Denn auch das in den 1980er Jahren drohende "Waldsterben" wurde durch aktive Gegenmaßnahmen der Gesellschaft abgewendet.

Zur Person
Rupert Seidl studierte Forstwissenschaften an der Universität für Bodenkultur Wien und promovierte 2008 als erster Absolvent in der 136-jährigen Geschichte der BOKU sub auspiciis praesidentis. Er forschte an Universitäten in den USA und Schweden und ist seit 2013 Professor am Institut für Waldbau der BOKU in Wien. Er beschäftigt sich vor allem mit Fragen der Walddynamik im Klimawandel und möglichen Folgen für die Waldbewirtschaftung. 2015 wurde er mit dem START-Preis des FWF ausgezeichnet.

In der Serie "Krone der Wissenschaft" stellt die Kronen Zeitung Projekte österreichischer SpitzenforscherInnen vor. Ausgewählt werden sie von Prof. Dr. Georg Wick, dem Leiter des Labors für Autoimmunität an der Medizinischen Universität Innsbruck.

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