Tauchen lange ab

Studie zeigt: Sonar stört Wale bei der Nahrungssuche

Wissenschaft
04.07.2013 14:46
Dass militärische Sonargeräte zum Aufspüren feindlicher U-Boote Wale und andere Meerestiere gefährden, wird schon lange vermutet. Jetzt haben Meeresbiologen Beweise dafür geliefert, dass die Schallimpulse tatsächlich das Verhalten von Walen beeinflussen: Die Signale beeinträchtigen die Futtersuche und können das Strandungsrisiko erhöhen, schreiben die Forscher.

Die Tiere unterbrechen demnach bei solchen Unterwasser-Signalen ihre Futtersuche und werden mitunter aus reichhaltigen Beutegebieten vertrieben. Deswegen könnten sie in einigen Fällen nicht mehr genügend Nahrung zu sich nehmen, vermuten die Forscher, deren Untersuchungen von der US-Kriegsmarine finanziell unterstützt wurden.

Wale mit Messgeräten ausgestattet
Die Meeresbiologen um Peter Lloyd Tyack vom Scottish Oceans Institute erforschen seit Jahren, wie Wale akustisch gestört werden. Nun haben sie erstmals direkt untersucht, wie zwei verschiedene Walarten auf die Sonarwellen reagieren. Für das Experiment wurde den Tieren ein kleines Messinstrument angeheftet, das zum Beispiel registrierte, wie laut ein ankommendes Signal war und in welcher Wassertiefe sich die Wale gerade aufhielten.

Bei einer der Studien wurden zwei Cuvier-Schnabelwale beobachtet. Diese Tiere gehören zu den Zahnwalen und stranden relativ häufig. In dem Experiment bekamen die beiden Wale ein 30 Minuten dauerndes Playback vorgespielt. Alle 25 Sekunden ertönte ein 1,6 Sekunden langes Signal, das eine Frequenz zwischen ein und zehn Kilohertz hatte. Der Sender befand sich 3,4 bis 9,5 Kilometer von den Tieren entfernt.

Tiere verzichten auf eigenes Echolot
Beide Wale unterbrachen nach dem Signal das sogenannte Fluken: Sie reckten ihre Schwanzflosse nicht mehr aus dem Wasser heraus - "vielleicht um das Geräusch zu beobachten und eine Antwort vorzubereiten", vermuten die Forscher. Danach hätten die Tiere energisch mit der Schwanzflosse geschlagen und seien fortgeschwommen. Anschließend seien sie ungewöhnlich lange getaucht und nur langsam wieder an die Wasseroberfläche aufgestiegen. Die Forscher beobachteten auch, dass die Tiere zeitweilig auf ihr Echolot verzichteten und somit länger als sonst nicht nach Nahrung suchten.

Die zweite Studie mit 17 Blauwalen, die der Weltnaturschutzunion IUCN zufolge als stark gefährdet gelten, verlief ähnlich. Die Säuger waren in verschiedene Gruppen aufgeteilt, die unter anderem unterschiedlichen Sonarwellen ausgesetzt wurden. Die Reaktionen der einzelnen Tiere seien deswegen sehr verschieden gewesen.

Wale unterbrechen die Nahrungssuche
Für einen Versuch stellten die Forscher beispielsweise fest: "Wir haben eine Futtermenge von 19 Kilogramm Krill pro Minute vor dem Geräusch kalkuliert. Nachdem das Tier dem Sonar ausgesetzt wurde, unterbrach es seine Nahrungssuche für 62 Minuten. Das führte zu einer Einbuße von mehr als einer Tonne Krill während dieses Antwortverhaltens." Mehr Bewegung und weniger Futter bedeute, dass ein Wale nicht genügend Energie zu sich nehme, warnen die Forscher. Sie befürchten: Wenn das wiederholt passiere, sei das Tier nicht mehr so fit - und strande dann vielleicht eher.

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