Millisekundengenau

Studie: Seehunde haben ein Gespür für die Zeit

Wissenschaft
19.08.2016 07:30

Seehunde haben ein Gespür für die Zeit und sind in der Lage, Intervalle im Millisekundenbereich zu unterscheiden. Und die Tiere können abschätzen, wie lange ein Ereignis dauert. Das haben Wissenschaftler des Robben-Forschungszentrums der Universität Rostock heruasgefunden. Bislang war man der Meinung, dass Tiere kein Gespür für die Zeit haben.

Im Marine Science Center Rostock, einem der größten Robbenforschungszentren, enträtselt ein Team aus Biologen und Physikern um Guido Dehnhardt die sensorischen und kognitiven Fähigkeiten von neun Seehunden und drei Ohrenrobben. Dabei fanden sie heraus, dass Seehunde abschätzen können, wie lange ein Ereignis dauert. Die Tiere hätten damit eine vermeintlichrein menschliche Domäne geknackt, berichteten sie im Fachjournal "Animal Cognition". Experten hatten bis dato angenommen, dass Tiere kein Gefühl für Vergangenheit oder Zukunft in unserem Sinne besitzen, sondern unterstützt von einer "inneren Uhr" ausschließlich im Hier und Jetzt leben.

Bei ihren Experimenten ließen die Forscher einen Seehund namens "Luca" auf einem Computerbildschirm einen Kreis beobachten, der für eine vorprogrammierte Zeit aufleuchtete. Dann leuchtete ein zweiter Kreis auf - und "Luca" musste entscheiden, ob er länger oder genauso lange auf dem Bildschirm zu sehen war wie der erste. Je nach Entscheidung tippte der Seehund entweder links oder rechts vom Bildschirm eine Kugel an. Für jede richtige Entscheidung gab es einen Fisch.

Schätzungen bis auf Millisekunden genau
Für "Luca" (Bild) war es offenbar überhaupt kein Problem, die Zeitintervalle zu unterscheiden. "Wir haben die Genauigkeit des Zeitgefühls für viele Zeitintervalle zwischen drei und 30 Sekunden bestimmt", sagt Tamara Heinrich, die mit dem Seehund gearbeitet hat. "Luca hat erstaunlich schnell gelernt, Zeitintervalle zu unterscheiden." Das Zeitgefühl des Tieres war dabei so genau, dass es in weiteren Versuchen sogar noch Zeitunterschiede von nur Millisekunden erkannte, berichtet die Forscherin.

Das Zeitempfinden sei für die Tiere von großer Bedeutung etwa bei Futtersuche und Orientierung, nehmen die Wissenschaftler an. Für sie sei es wichtig einzuschätzen, wie lange sie schon abgetaucht sind oder welche Strecke sie in welcher Zeit zurückgelegt haben, erklärte Frederike Hanke vom Marine Science Center Rostock. Bei der Futtersuche müsse ein Seehund entscheiden, ob er weiter nach einem Fisch sucht oder besser schon zum Atmen auftaucht. Auch bei der Orientierung im offenen Meer könne das Zeitgefühl helfen. Nun sei die Frage, ob auch andere Meeressäuger ein vergleichbares Zeitgefühl besitzen.

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