Mehr Adrenalin

Studie: Nächtlicher Fluglärm lässt den Blutdruck steigen

Wissenschaft
02.07.2013 16:20
Deutsche und amerikanische Wissenschaftler haben einen biologischen Zusammenhang zwischen nächtlichem Fluglärm und Bluthochdruck nachgewiesen. Der Lärm könne durch bestimmte Funktionsstörungen des Kreislaufs Bluthochdruck auslösen, teilte die Universitätsklinik Mainz am Dienstag mit. Das habe eine Studie mit 75 Teilnehmern ergeben.

Akute nächtliche Fluglärmbelastung könne bei gesunden Erwachsenen die Regulierung des Blutdrucks beeinflussen und die Adrenalinausschüttung stimulieren, berichtet ein Team um Thomas Münzel und Frank Schmidt, das die Ergebnisse seiner Untersuchung im "European Heart Journal" veröffentlicht hat.

75 Probanden nahmen an Münzels aktueller Studie teil. Sie erhielten einen MP3-Player mit Kopfhörern mit nach Hause, mit dessen Hilfe Nachtfluglärm (30 bis 60 Überflüge pro Stunde) simuliert wurde – bei einer mittleren Lautstärke von 48 Dezibel (dB). "Wir untersuchten Blutdruck, Herzfrequenz, Stresshormone und die Endothelfunktion – das ist die Fähigkeit der Gefäße, Nitroglyzerin (es hält die Gefäße weich und weit; Anm.) zu bilden. Wir konnten nachweisen, dass Lärmgestresste viel weniger Nitroglyzerin produzieren", so der Mediziner, und das führe zu Gefäßschäden. "Erhöhtes Cholesterin bräuchte Monate für das, was Fluglärm in zwei Tagen anrichtet", so das Resümee von Münzel.

Fluglärm führt zu höherem Blutdruck

Schon länger ist durch zahlreiche Studien bekannt, dass die Störung der Nachtruhe zur Ausschüttung von Stresshormonen führt, was zu beschleunigtem Herzschlag führt. So haben zwei von der EU geförderte Untersuchungen bereits 2008 ergeben, dass Fluglärm den Blutdruck von Schlafenden deutlich erhöht und gesundheitliche Auswirkungen wahrscheinlich sind. Die Wissenschaftler konnten bei 140 Anrainern von vier großen Flughäfen in Europa beobachten, dass deren Blutdruck ab einer Lautstärke von 35 dB – was dem Überflug von Flugzeugen oder Verkehrslärm vor dem Haus entspricht – deutlich anstieg.

Demnach stieg der systolische Blutdruck im Durchschnitt um 6,2 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg), der diastolische Blutdruck um 7,4 mmHg und erhöhte sich umso mehr, je lauter der Lärm war. Entscheidend sei dabei allein die Lautstärke und nicht die Quelle des Lärms gewesen, berichtete ein Team um Lars Jarup im "European Heart Journal". Eine Zunahme um zehn dB bedeutet eine zehnfache Schallintensität und entspricht in etwa einer Verdoppelung des wahrgenommenen Lärms.

Bluthochdruck-Risiko um bis zu 14 Prozent erhöht
Einer weiteren Untersuchung zufolge haben Menschen, die Nachtfluglärm ausgesetzt sind, insgesamt häufiger Bluthochdruck als Menschen in ruhigen Wohngebieten. Bereits ein Anstieg des nächtlichen Fluglärmpegels um zehn Dezibel im Schallpegelbereich von 30 bis 60 dB erhöhe das Risiko für Bluthochdruck bei Frauen und Männern um rund 14 Prozent, berichtete das deutsche Umweltbundesamt im Jänner 2008.

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