Knochen analysiert

Studie: Dinosaurier waren wohl doch Warmblüter

Wissenschaft
28.06.2012 10:14
Seit fast einem halben Jahrhundert streiten sich Forscher darüber, ob die Dinosaurier Kalt- oder Warmblüter waren. Eine neue Studie widerlegt jetzt eines der Hauptargumente der Kaltblüter-Theorie. Demnach haben auch die Knochen von Warmblütlern jene typischen Ringe für Wachstumsschübe, die bisher nur von Kaltblütlern bekannt waren.

Das Knochenwachstum der Saurier ähnle daher sehr wohl dem der Säugetiere, berichten Forscher um die deutsche Paläobiologin Meike Köhler von der Autonomen Universität Barcelona im Fachjournal "Nature". Die Wissenschaftler hatten sich die Oberschenkelknochen von 115 Wiederkäuern aus 41 Arten angeschaut, darunter Rentiere in Norwegen und Antilopen im südlichsten Afrika.

"Jahresringe" auch bei Säugetieren
"Die Querschnitte sahen genauso aus wie bei ähnlich großen Dinosauriern, obwohl wir nur Säugetiere untersucht haben und Dinosaurier zu den Reptilien gehören", erläuterte Köhler. Alle Präparate enthielten sogenannte Lines of arrested growth (kurz: LAG): Linien zwischen zwei Wachstumsschüben (Bild 2), ähnlich den Jahresringen bei Bäumen. Bisher waren diese LAGs fast nur von Tieren wie Reptilien bekannt, deren Körpertemperatur von der Umwelt abhängig ist, weswegen sie auch als wechselwarme Tiere oder Kaltblüter bezeichnet werden. In der kalten Jahreszeit sinken die Körpertemperatur und der Stoffwechsel so sehr, dass die Knochen nicht weiterwachsen. Während dieser Wachstumspause bildet sich eine sogenannte Stillstandslinie.

Bei Warmblütern hingegen, bei denen der aktive Stoffwechsel für eine gleichmäßige Körpertemperatur sorgt, sollten die Knochen das ganze Jahr über gleichmäßig wachsen. "Das hat man jahrzehntelang so angenommen. Wir haben das nun erstmals untersucht - und prompt widerlegt", sagte Köhler.

Knochen wachsen im Jahresrhythmus
Demnach wachsen auch bei Säugetieren Knochen im Jahresrhythmus: "Bei den Rentieren auf Spitzbergen haben sich die LAGs während des Polarwinters gebildet und damit zu der Zeit, als die Tiere am wenigsten freiwillig Nahrung aufnahmen und ihre Fettreserven schwanden", schreiben die Forscher. In dieser Zeit sei auch der insulinähnliche Wachstumsfaktor IGF-1 auf dem Tiefstand gewesen, der besonders wichtig ist, damit Knochen in die Länge und in die Breite wachsen.

Der Wachstumsschub kam immer im Frühjahr und Sommer, wenn es wieder mehr Nahrung gab, also auch mehr Energie und Nährstoffe für den Knochenaufbau. "Die Wachstumsrate war sogar so groß, dass das kein ektothermes (kaltblütiges) Tier geschafft hätte", sagte Köhler.

Fachdiskussion damit beendet?
Bereits seit den 1960er-Jahren diskutieren Fachleute über die Thermoregulation der Dinosaurier. Zunächst hieß es: Dinosaurier sind Reptilien und Reptilien sind per se wechselwarm, also Kaltblüter. Dann wurde klar: Dinosaurier wachsen so schnell und haben mitunter ein Federkleid, dass sie Warmblüter sein müssten. Später wurden dann in Dinosaurierknochen die Linien der Wachstumspausen gefunden, so dass man sie wieder als Kaltblüter ansah. Möglich, dass die Fachdiskussion mit der neuen Erkenntnis beendet wird.

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