30-Meter-Brocken

Sonde “Rosetta” findet auf “Tschuri” Wackelstein

Wissenschaft
20.05.2015 08:05
Die europäische Raumsonde "Rosetta" hat auf der Oberfläche des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko (kurz "Tschuri") eine außergewöhnliche Formation entdeckt: Bilder ihres Kamerasystems OSIRIS zeigen drei gewaltige Brocken auf dem entenförmigen Kometen, von denen einer ein sogenannter Wackelstein sein könnte.

In einer Gruppe von drei gewaltigen Brocken sticht der größte (3) mit einem Durchmesser von etwa 30 Metern besonders hervor: Aufnahmen, die am 16. September vergangenen Jahres mithilfe von OSIRIS aus einer Entfernung von 29 Kilometern entstanden sind, zeigen, dass er auf dem Rand einer Vertiefung gleichsam balanciert, wie das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) im deutschen Göttingen mitteilte. Der Brocken habe offenbar eine "nur sehr kleine Auflagefläche" auf der Oberfläche von "Tschuri".

Wackelsteine gibt es auch auf der Erde
Geologische Formationen dieser Art kommen laut Angaben des MPS auch auf der Erde vor: Die zum Teil riesigen Gesteinsbrocken berühren den Untergrund nur mit einem winzigen Teil ihrer Oberfläche und muten an, als würden sie jeden Moment umkippen oder herunterfallen. Einige lassen sich in der Tat bewegen und werden dann als Wackelsteine bezeichnet.

Oft sind diese Felsbrocken mit Gletschern zu ihrem heutigen Standort gereist. In anderen Fällen trugen Wind und Wasser weicheres Gestein in der Umgebung ab und legten den Wackelstein frei. In Österreich finden sich solche Steine, die sich bewegen lassen, etwa im Naturpark Blockheide bei Gmünd in Niederösterreich.

"Wie der mögliche Wackelstein auf dem Kometen entstanden ist, lässt sich noch nicht sagen", sagte MPS-Forscher Holger Sierks, der das OSIRIS-Team leitet. Es sei aber denkbar, dass auch auf "Tschuri" Transportprozesse eine Rolle spielen. So könnten Brocken durch die Aktivität des Kometen, durch die nach und nach Oberflächenmaterial abgetragen und ins All gespuckt wird, an einen neuen Standort wandern. Die Wissenschaftler wollen den Wackelstein-Kandidaten nun weiter genau beobachten. Neue Aufnahmen könnten Aufschluss über sein wahres Wesen und möglicherweise auch über seine Entstehung geben.

Kometen nach zehnjähriger Reise 2014 erreicht
Die "Rosetta"-Sonde der europäischen Weltraumagentur ESA hatte im August 2014 nach zehnjähriger Reise ihren Zielkometen erreicht und umkreist seither den kleinen Himmelskörper. Im vergangenen November landete "Rosettas" Minilabor "Philae" auf dem Kometen und lieferte gut zwei Tage lang wissenschaftliche Daten, ehe seine Batterien erschöpft waren.

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