Selbstmedikation

Orang-Utans verwenden Heilpflanzen

Wissenschaft
31.07.2008 11:36
Erstmals haben Forscher der britischen Universität von Cambridge festgestellt, dass wildlebende Orang-Utans natürliche Heilpflanzen als Medikament an sich selbst anwenden. Das Forscherteam um Helen Morrogh-Bernhard hat im Sabangau Peat Swamp Forest in Zentral-Kalimantan auf der Insel Borneo beobachtet, dass die Menschenaffen Pflanzen, die eine entzündungshemmende Wirkung haben, auf ihre Gelenke reiben.

Bisher hatten Wissenschaftler ein solches Verhalten bei wild lebenden Orang-Utans nicht beobachten können, berichtet das Magazin "New Scientist" in seiner Online-Ausgabe.

Die Wissenschaftlerin konnte beobachten, wie ein Weibchen eine Handvoll Blätter eines Baumes abriss. Das Affenweibchen kaute dann die Blätter und spie sie mit Speichel vermengt aus, ehe sie die Paste dann entlang ihres Armes auftrug. Morrogh-Bernhard verglich die Tätigkeit mit der eines Menschen, der Sonnencreme auf die Haut appliziert. Nach dem Auftragen der Paste warf das Orang-Utan-Weibchen die Überreste zu Boden. So konnten die Forscher auch nachweisen, um welche Substanzen es sich handelte. Insgesamt konnten die Forscher vier erwachsene Tiere bei der Selbstmedikation beobachten.

Menschen setzen auf die gleichen Heilpflanzen
Die Pflanzen gehören zur Gattung der Commelina-Gewächse. Diese zählen nicht zur Nahrung der Primaten. In der traditionellen Medizin der indigenen Bevölkerung der indonesischen Insel sind die Blätter dieser Pflanzen seit langem bekannt. Auch sie machen aus den Blättern eine Paste, die anschließend auf die Haut aufgetragen wird, um Muskelschmerzen oder Schwellungen zu lindern. Commelina-Gewächse sind auch in Zentralafrika als Heilpflanzen in Verwendung.

Pflanzenmixturen auch gegen Insektenplage
Beobachtet haben Forscher auch das Verhalten, dass einige Affenarten, inklusive Lemuren, Pflanzenmixturen zur Abwehr von Insekten verwenden. Zur Anwendung kommen hier etwa Mischungen aus Tabakblättern, Knoblauch oder anderen ätherischen Ölpflanzen. Für Morrogh-Bernhard ist es ausgeschlossen, dass die Orang-Utans diese Handlung von den Menschen abgeschaut haben. Sie hält es vielmehr für möglich, dass Vorfahren der indigenen Bevölkerung über die Wirkung der Pflanzen von den Affen gelernt haben. (pte)

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