Erbgut untersucht

“Ötzis” mütterlicher Familienzweig ausgestorben

Wissenschaft
14.01.2016 12:21

Der mütterliche Familienzweig der Gletschermumie "Ötzi" ist höchstwahrscheinlich ausgestorben. Das haben Forscher der Europäischen Akademie Bozen (EURAC) herausgefunden, nachdem sie das Erbgut des Mannes mit dem von 1077 Menschen verglichen hatten. Die genetische Linie von Ötzis Vater hingegen finde sich noch heute in Europa, so die Wissenschaftler.

Die Forscher hatten das Erbgut aus den Mitochondrien (den Energiekraftwerken der Zelle, Anm.) des 5300 Jahre alten Mann vom Hauslabjoch untersucht. "Die mitochondriale DNA erzählt uns, gemeinsam mit dem Y-Chromosom, die genetische Geschichte des Menschen", sagte die Erstautorin der Studie, die Biologin Valentina Coia. Diese mitochondriale DNA verändere sich nur sehr langsam und werde nur von Müttern weitergegeben.

Die analysierten Daten stammten zum Großteil aus älteren Studien, wurden aber durch 42 neue Proben aus dem Alpenraum ergänzt. Ergebnis: Der mütterliche Familienzweig von "Ötzi" ist aller Wahrscheinlichkeit nach ausgestorben. Eine Studie von 2008 war ebenfalls zu diesem Schluss gekommen, hatte aber nur 85 Proben analysiert, die von Menschen außerhalb des Alpenraums stammten. Einen Grund für das Aussterben zeigte ein Vergleich des Erbguts von Ötzi mit dem anderer Funde aus der Jungsteinzeit. Demnach kam die mütterliche Linie zu der Zeit wahrscheinlich nur im Alpenraum vor, berichten die Forscher im Journal "Scientific Reports".

Linie des Vaters existiert noch
Die genetische Linie von Ötzis Vater hingegen war in der Jungsteinzeit in ganz Europa verbreitet und findet sich dort auch heute noch. Bereits 2013 waren bei einer Studie des Instituts für Gerichtliche Medizin der Universität Innsbruck 19 lebende männliche Verwandte von Ötzi in Tirol aufgespürt worden. Damals wurden DNA-Analysen von rund 3.700 Männern erstellt, die in Tirol ihr Blut spendeten.

Die Gletschermumie, die 1991 in den Ötztaler Alpen im Grenzgebiet von Italien und Österreich gefunden wurde, lagert im Archäologischen Museum im italienischen Bozen. Seit 25 Jahren wird sie von Dutzenden Wissenschaftern auf ihre Abstammung, Krankheiten und ihre Lebensumstände untersucht. So ist unter anderem bekannt, dass Ötzi getötet wurde: Er hatte gebrochene Rippen und eine Pfeilspitze in der Schulter. Zudem soll er kurz vor seinem Tod Ziegenbock-Fleisch gegessen haben. Zuletzt war unter anderem entdeckt worden, dass der weltberühmte Mann aus dem Eis mit dem Magenkeim Helicobacter pylori infiziert war.

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