Heikles Manöver

Landemodul “Schiaparelli” vor Ankunft am Mars

Wissenschaft
15.10.2016 07:02

Nachste Woche wollen die europäische Raumfahrtagentur ESA und ihr russischer Partner Roskosmos gemeinsam ein Testmodul auf dem Mars landen lassen. Die Spannung steigt mit jedem Kilometer, die sich die Sonde TGO samt Lander "Schiaparelli" dem Roten Planeten nähert. Mit der Milliarden teuren Mission ExoMars wollen die Forscher nach Spuren von Leben auf dem Mars suchen.

Nach einer rund 500 Millionen Kilometer langen Reise und sieben Monaten Flugzeit rückt für das Testmodul "Schiaparelli" der entscheidende Tag der Landung am 19. Oktober näher. "Alles muss mit Millisekunden-genauer Präzision funktionieren", sagte der ESA-Experte Jorge Vago, "und unsere Einflussmöglichkeiten sind gleich null." Die Daten der Sonde brauchen rund zehn Minuten, um vom Mars zur Erde zu gelangen. Wenn Informationen über Probleme im Kontrollzentrum eintreffen, könnte "Schiaparelli" daher längst als Weltraumschrott im rötlichen Marssand liegen.

"Sechs Minuten des Schreckens"
"Deswegen sprechen die Amerikaner bei diesen Manövern von den sieben Minuten des Schreckens", erklärte Vago. "In unserem Fall sind es sechs Minuten" - die Landesequenz sei auf sechs Minuten programmiert. Der Ingenieur aus Argentinien ist zuversichtlich: "Unsere Simulationen geben uns eine Erfolgschance von fast 98 Prozent."

Für die Experten bei ESA und Roskosmos hängt viel vom Erfolg der Landung ab. Es wäre nicht nur die erste gemeinsame Marslandung in der Geschichte beider Raumfahrtagenturen. Auch finanziell wäre ein Erfolg hilfreich. Das Projekt, für das die ESA 1,3 Milliarden Euro ausgegeben hat und an dem sich Roskosmos mit etwa einer Milliarde Euro beteiligt, ist noch nicht ganz gesichert: Zunächst für 2018 geplant, wurde die zweite Phase von ExoMars mit einem Rover auf 2020 verschoben. Die entstehenden Kosten muss die ESA von ihren Mitgliedstaaten bewilligen lassen. "Es geht um rund 300 Millionen Euro", betonte Vago.

Russland will bis 2030 Menschen zum Mars schicken
Der russische Experte Maxim Mokroussow sieht in ExoMars einen Prototypen für künftige internationale Kooperationen. "Die Erkenntnisse und die Technik können zum Beispiel für eine Mondmission genutzt werden", meinte er. Roskosmos plant, in den kommenden Jahren Sonden sowie bis 2030 Kosmonauten zum Erdtrabanten zu schicken.

Mit ExoMars erproben die ESA und Roskosmos die technische Kooperation in vielen Bereichen. Der Forschungssatellit - der "Trace Gas Orbiter" (TGO) - mit Geräten beider Agenturen  war im März gemeinsam mit dem Testmodul "Schiaparelli" war im März vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ins All gestartet. Am Sonntag sollen die beiden getrennt werden, bevor "Schiaparelli" drei Tage später landet.

TGO soll unter anderem nach Spuren von Methan in der Marsatmosphäre suchen, die biologischen Ursprungs sein könnten. Das wäre ein Hinweis auf mögliches Leben auf dem Planeten. Doch zunächst steht dem Forschungssatelliten ein langwieriges Bremsmanöver bevor. Nach Plänen von ESA und Roskosmos wird es bis etwa Ende 2017 dauern, bis TGO seinen Ziel-Orbit erreicht und die Arbeit rund 400 Kilometer über dem Mars aufnehmen kann.

ExoMars-Rover soll 2020 zum Mars fliegen
Herzstück der ExoMars-Mission ist der Rover, der 2020 zum Roten Planeten aufbrechen soll. Der Roboter soll nach Spuren von vergangenem Leben suchen. Dazu kann er zwei Meter tief in den Boden bohren - ein Novum in der Marsforschung. Bisherige US-Rover konnten nur wenige Zentimeter ins Marsinnere vordringen.

Damit der Rover in gut vier Jahren erfolgreich auf dem Roten Planeten ankommt, benötigen ESA und Roskosmos die Erfahrung mit dem Testlander "Schiaparelli". "Es ist, als wenn Sie gerade die Abschlussprüfung in der Schule machen und schon daran denken, dass Sie nächstes Jahr zur Uni müssen", erklärte Vago die Aufregung vor der Landung. Mit einem Auge das Manöver im Blick, mit dem anderen schon die neuen Herausforderungen. "ExoMars braucht dringend gute Nachrichten."

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