Kotproben als Beleg

Lärm von Schiffen bedeutet für Wale mehr Stress

Wissenschaft
12.02.2012 08:00
Der Lärm von Schiffsverkehr auf tiefen Frequenzen bedeutet für Wale Stress. Das ist zusammengefasst das Ergebnis einer Studie von US-Wissenschaftlern an Glattwalen. Die Biologen konnten nachweisen, dass bei weniger Schiffsverkehr die Konzentration von Stresshormonen im Kot der mächtigen Meeressäuger sinkt.

Die Untersuchung eines Forscherteams um Rosalind M. Rolland war Teil einer Langzeitstudie über das Sozialleben der kanadischen Wale. Den Wissenschaftlern vom New England Aquarium in Boston hat dabei der Umstand in die Hände gespielt, dass in den Tagen nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in der Bay of Fundy vor Kanada aus Sicherheitsgründen für kurze Zeit deutlich weniger Schiffe unterwegs waren als üblich.

Weniger Lärm, weniger Stresshormone
Wie die Tonaufzeichnungen der Forscher belegen, sank damit auch die Belastung durch niederfrequenten Lärm (20 bis 200 Hertz), der die Kommunikation der etwa Hundert Tonnen schweren Meeressäuger stört, in diesem Zeitraum deutlich. Parallel zum verringerten Schiffsverkehr und dem damit verbundenen geringeren Lärm sei auch die Konzentration an Stoffwechselprodukten von Stresshormonen im Kot der Wale, den man mit speziell trainierten Hunden von der Wasseroberfläche sammelte, um etwa ein Viertel gesunken, berichten die Biologen.

"Das ist der erste Beweis dafür, dass die Einwirkung von Schiffslärm auf niedrigen Frequenzen mit chronischem Stress für Wale zusammenhängen könnte", schreiben Rolland und ihre Kollegen in der Studie, die im Fachjournal"Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences" veröffentlicht wurde. Ein dauerhaft erhöhter Level an Stresshormonen schwäche das Immunsystem, führe zu langsamerem Wachstum und habe Auswirkungen auf die Fortpflanzungsfähigkeit der Tiere, so die Forscher weiter. 2001 war ihren Angaben zufolge das einzige Jahr, in dem ein merklicher Abfall der Hormonwerte zu beobachten war.

Geräuschbelastung durch Schiffsmotoren
Die Glattwale rufen ihre Artgenossen in einem tiefen Frequenzbereich zwischen 50 und 400 Hertz. Diese langwelligen Töne können von den Tieren über Hunderte von Kilometern wahrgenommen werden und ermöglichen es ihnen, untereinander Kontakt zu halten. Doch gerade in diesem Bereich hat in den vergangenen Jahrzehnten die Geräuschbelastung im Meer durch Schiffsmotoren und -schrauben stark zugenommen. Der Lärm steht im Verdacht, das System der Wale empfindlich zu stören.

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