Grabungen in Ephesos

Kärntnerin erforscht den Wandel der Stadt

Wissenschaft
07.11.2016 17:00

Seit 22 Jahren arbeitet Dozentin Dr. Sabine Ladstätter, Direktorin des Österreichischen Archäologischen Instituts an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, im türkischen Ephesos, seit 2008 leitet sie die Grabungen, an denen jährlich rund 200 Wissenschaftler aus über 20 Nationen beteiligt sind.

Neben ihrer Funktion als Managerin einer der größten archäologischen Unternehmungen weltweit, forscht sie zur Transformation der Stadt von der Spätantike bis in die Neuzeit. "Ein besonders interessanter Aspekt ist die Bedeutung von Ephesos als spirituelles Zentrum und christlicher Pilgerort. Dabei konnte das Christentum anfangs nur langsam Fuß fassen, zu mächtig waren die Göttin Artemis und die ihr zugeschriebenen magischen Kräfte", so die Archäologin.

In der Spätantike waren diese heidnischen Bräuche längst vergessen, und man berief sich auf die lange Tradition und die Heiligen der ersten Generation, die in Ephesos wirkten oder verstarben. Um die Erinnerungsstätten an Paulus, Johannes und die Gottesmutter sowie Maria von Magdala, aber auch eine Höhle, in der sieben Jünglinge ihr Martyrium erlitten, entwickelte sich eine florierende Pilgerindustrie.

Durch wissenschaftlich-archäologische Analysen gelang es dem Team um Sabine Ladstätter nachzuweisen, dass in Ephesos Eulogien, das sind kleine Fläschchen mit heilsbringendem Inhalt, hergestellt und - sicher nicht kostenlos - den Pilgern mit auf die Heimreise gegeben wurden.

Zur wirtschaftlichen Prosperität der Stadt trugen die kaiserlichen Bauprogramme bei, im Zuge derer Basiliken errichtet und in die Infrastruktur investiert wurde. Aber auch als die Stadt bereits weitgehend verlassen war, schützten mächtige Schuttsperren die Verbindungsstraßen zwischen den einzelnen Wallfahrtsstätten vor dem Verfall und ermöglichten so die Durchführung von Prozessionen.

Rund um die Kirchen entwickelten sich Dörfer, die noch über die türkische Eroberung im Jahr 1304 hinaus besiedelt blieben, wie jüngste Grabungsergebnisse zeigen. Sogar die Pilgerstätten konnten weiterhin aufgesucht werden, allerdings musste man den neuen Machthabern dafür Eintritt zahlen.

Finanziert wird das Projekt durch die ÖAW, den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) sowie die Gesellschaft der Freunde von Ephesos (www.ephesos.at), eine Vereinigung privater Sponsoren.

Zur Person:
Sabine Ladstätter, geboren in Klagenfurt, studierte in Graz und Wien Klassische Archäologie und Alte Geschichte. Von 1997 bis 2007 war sie am Institut für Kulturgeschichte der Antike an der ÖAW beschäftigt, bevor sie an das Österreichische Archäologische Institut wechselte, dessen Direktorin sie seit 2009 ist. Sie lehrt seit Jahren an der Universität Wien und hält Gastprofessuren an der École normale supérieure in Paris sowie an der Stanford University (USA).

In der Serie "Krone der Wissenschaft" stellen wir Projekte von Spitzenforschern und -forscherinnen in Österreich vor. Ausgewählt werden sie von Prof. Dr. Georg Wick, dem Leiter des Labors für Autoimmunität an der Medizinischen Universität Innsbruck.

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