Geißel Alzheimer

Forscher entdecken ersten Ansatz zur Heilung

Wissenschaft
17.01.2017 06:11

Gesund alt zu werden ist das Hauptanliegen unserer zunehmend älter werdenden Gesellschaft und eine der größten aktuellen Herausforderungen für die biomedizinische Forschung. Denn: "Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen, wie zum Beispiel der Alzheimer Erkrankung oder anderen Formen der Demenz, rasant an. Neurodegenerative Erkrankungen sind derzeit nicht heilbar", erklärt Prof. Dr. Ludwig Aigner von der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg.

Ähnlich wie bei einem alten Auto, das nicht aufgrund eines einzelnen Defekts, sondern wegen zahlreicher Verschleiß- und Alterserscheinungen funktionsuntüchtig wird, sei der Alterungsprozess des Gehirns und der dazugehörige Verlust von Lern- und Gedächtnisleistung nicht durch eine einzige altersabhängige Veränderung zu erklären, so der Experte.

Eine Forschergruppe unter der Leitung von Aigner hat dieses ganzheitliche Phänomen erkannt und sich das Ziel gesetzt, möglichst viele dieser altersabhängigen Veränderungen des Gehirns mit einem Schlag anzugehen. "Damit könnte das Gehirn verjüngt und eventuell in Zukunft Erkrankungen wie der Alzheimer Demenz vorgebeugt oder diese sogar geheilt werden", so der Hirnforscher.

Medikament "verjüngt" das Gehirn
Als ersten spannenden Ansatz entdeckte das Forscherteam, dass ein bereits seit langem für Asthma zugelassenes Medikament namens Montelukast genau dies bewirkt. So konnte es die störenden entzündungsfördernden Altersfaktoren, die sogenannten Leukotriene, im Gehirn blockieren und damit tatsächlich die Gehirnleistung von alten Ratten komplett wiederherstellen. Montelukast steigert die Neubildung von Nervenzellen und reduziert schädliche Entzündungsreaktionen im Gehirn. Zusammen mit einer kanadischen Firma ist Prof. Aigner gerade dabei, den Wirkstoff für die Anwendung bei Alzheimer Demenz zu optimieren.

Sein Projekt wird vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) unterstützt.

Zur Person:
Prof. Aigner, geboren in Wallersdorf (Bayern), beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Gehirnregeneration. Er hat in Regensburg Biologie studiert, in der Schweiz promoviert, war dann drei Jahre an der McGill Universität in Montreal als Forscher bei Albert Aguayo, dem "Vater der Gehirnregeneration", tätig und kehrte dann nach Regensburg zurück, um dort in der Neurologie die Laborforschung aufzubauen und zu leiten. Seit 2008 ist Aigner an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg, wo er das Institut für Molekulare regenerative Medizin leitet und Sprecher des Zentrums für Querschnitt- und Geweberegeneration ist.

In der Serie "Krone der Wissenschaft" stellen wir Projekte von Spitzenforschern und -forscherinnen in Österreich vor. Ausgewählt werden sie von Prof. Dr. Georg Wick, dem Leiter des Labors für Autoimmunität an der Medizinischen Universität Innsbruck.

Kronen Zeitung

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