Schädliche Stadtluft

Feinstaub lässt bei Älteren das Gehirn schrumpfen

Wissenschaft
02.05.2015 07:55
Stadtluft lässt vor allem bei älteren Menschen das Gehirn schrumpfen und erhöht damit das Risiko von kognitiven Beeinträchtigungen, sowie Demenz und Depressionen bei Senioren. Zu diesem Ergebnis sind US-Forscher gekommen, die im Rahmen einer Studie untersucht haben, wie sich die Feinstaubbelastung auf das Gehirn auswirkt. Unklar ist aber noch, über welche Mechanismen das passiert.

Ein Team um Elissa Wilker vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston (Massachusetts) hat für die Studie 900 über 60-jährige Probanden untersucht, die in ihrer Wohngegend verschieden hohen Belastungen mit Feinstaub von 2,5 Mikrometer Größe (PM 2,5) ausgesetzt waren. Mithilfe von Hirnscans bestimmten die Forscher das Volumen bestimmter Gehirnareale und untersuchten diese auf kleine Hirninfarkte bzw. auf Hinweise auf Blutgerinsel.

Feinstaub lässt das Gehirn stärker schrumpfen
Dabei zeigte sich, dass bei jenen Probanden, die stärker durch Feinstaub belastet waren, das Hirnvolumen im Schnitt geringer war. Außerdem konnten die Forscher anhand der Scans Anzeichen für ein stärkeres Schrumpfen des Gehirns und mehr Hinweise auf stille Hirninfarkte - das sind ganz kleine Schlaganfälle, die von den Betroffenen gar nicht wahrgenommen werden - finden. Der Zusammenhang zwischen Feinstaub-Belastung und seinen Folgen sei ein linearer, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal "Stroke".

Wilker und ihre Kollegen konnten zeigen, dass ein Anstieg der Belastung durch Feinstaub um zwei Mikrogramm pro Kubikmeter Luft das Risiko für einen stillen Hirninfarkt um 46 Prozent erhöht. Außerdem sinke das Gehirnvolumen, so die Forscher. Das sei besorgniserregend, so Wilker, "denn wir wissen, dass stille Infarkte das Riskio für größere Schlaganfälle, aber auch für Demenz, Koordinationsprobleme und Depressionen erhöhen".

Die Untersuchung zeige klar, dass die typische Feinstaub-Belastung in Städten ausreiche, um die Alterung des Gehirns zu beschleunigen. Unklar ist noch, über welche Mechanismen der Feinstaub das Gehirn schädigt. Die Wissenschaftler vermuten, dass die mikroskopisch kleinen Partikel sich in der Lunge ablagern und dort entzündliche Prozesse auslösen, die sich auf den gesamten Körper auswirken.

Jährlich 430.000 tote Europäer durch Feinstaub
Laut einem erst jüngst veröffentlichten Bericht der Europäischen Umweltagentur verursacht Feinstaub jährlich rund 430.000 vorzeitige Todesfälle in der EU. Laut Umweltagentur sorgen schmutzige Luft und Lärm nach wie vor für "ernsthafte Gesundheitsprobleme, insbesondere in städtischen Gebieten". Trotz Maßnahmen wie Fahrverboten sehen Experten keinen Anlass für eine Entwarnung: Der Klimawandel werde das Problem vielmehr noch verschärfen, hieß es.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele