1.700 Jahre alt

Erste Bilder der Gladiatorenschule in Carnuntum

Wissenschaft
05.09.2011 13:57
Über eine sensationelle Entdeckung freut man sich im niederösterreichischen Petronell-Carnuntum. Auf dem Areal des Archäologischen Parks Carnuntum im Bezirk Bruck a.d. Leitha wurden die Fundamente und Grundmauern der weltweit größten antiken Gladiatorenschule entdeckt. Die Bilder zeigen eine computergenerierte Rekonstruktion der Gebäude.

Die Deutlichkeit der erfassten Baustrukturen sei nur mit dem Amphitheater Flavium und dem Ludus Magnus von Rom zu vergleichen. An Vollständigkeit und Dimension sei der Fund aber "weltweit einzigartig", sind die Archäologen überzeugt.

11.000 Quadratmeter große Anlage
Gelungen ist die Entdeckung einem internationalen Team vom Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie mithilfe von modernen Bodenradargeräten nach nur wenigen Stunden Messzeit. Leiter Wolfgang Neubauer berichtete über die Dimensionen der 1.700 Jahre alten Anlage unmittelbar beim Amphitheater (Bild 2): Das Gesamtareal umfasst 11.000 Quadratmeter, davon 2.800 Quadratmeter der zentrale Hof, das Wohngebäude 170 Quadratmeter. Die größere Trainingsarena wies einen Durchmesser von 19 Metern auf, eine beheizbare Trainingshalle 100 Quadratmeter.

Die Aufnahmen zeigen Grundrisse (Bild 13 und 14) und Grundmauern, die nun auch eine digitale Simulation der einzelnen Gebäude ermöglichen. Sogar die Estrichböden sind erhalten, "eine ganz große Besonderheit", so Neubauer.

Laut Franz Humer, wissenschaftlicher Leiter des Archäologischen Parks, gehen fündige Messtiefen bis zu zwei Meter in den Untergrund. Verfeinerte Aussagen werden durch weitere Oberflächen-Surveys möglich sein. Humer: "Das ist sicherlich nicht die letzte Entdeckung, die wir hier in Carnuntum in den nächsten Monaten und Jahren zu bieten haben werden."

Die Ausbildungs- und Wohnstätte war vermutlich mit 40 bis 60 Gladiatoren belegt. Erfolgreiche Kämpfer konnten zu regelrechten Superstars aufsteigen. Allerdings, so Neubauer: "Die Lebenserwartung überdauerte meist nur vier, fünf Kämpfe."

Vorerst keine Ausgrabungen geplant
Die Funde werden vorerst unter der Erde belassen, so Landeshauptmann Erwin Pröll, doch soll ein maßstabsgetreues 3D-Modell gestaltet werden. Auf die Frage, wann mit den Ausgrabungen begonnen werde, antwortete Neubauer mit einem medizinischen Vergleich: "Auch vor einer Operation sollte man noch alle möglichen tomographischen Befunde einholen, bevor man sich aufschneiden lässt."

Carnuntum war die Haupstadt der römischen Provinz Pannonien und wird in antiken Schriftquellen zum ersten Mal in Zusammenhang mit Ereignissen des Jahres 6 nach Christus erwähnt. Damals errichtete ein römisches Heer unter Tiberius während der Regierungszeit von Kaiser Augustus (27 vor bis 14 nach Christus) an der Donau ein Winterlager, um von dort aus den germanischen Stammesverband der Markomannen zu bekämpfen. Die ältesten nachweisbaren römischen Siedlungsspuren in Carnuntum datieren in die Zeit von etwa 40/50 nach Christus.

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